Was wird am CR-Injektor kaputt

Ich hoffe, dass es die Antworten zu meinen Fragen nicht irgendwo schon gibt, jedenfalls habe ich nichts gefunden. Für Hinweise wäre ich dankbar.
Ich würde gerne verstehen was am CR-Injektor kaputt wird, bzw. was kaputt werden kann. Hintergrund ist, dass ich einen BMW 530d habe, der im Leerlauf sehr unrund läuft, russt, nagelt und nach dem Start blau raucht. Die Leerlaufregelung enttarnt einen Injektor als Übeltäter, indem er am positiven Regelanschlag ist.
Ich habe schon einiges über die Reinigung im ausgebauten Zustand gelesen und möchte es mal damit versuchen. Es gibt andererseits auch die Rücklaufmengenprüfung und da verstehe ich nicht wirklich was es damit auf sich hat.
Der Fehler einer verkokten Düse kann sich wohl so äußern, dass bei den Kleinstmengen im Leerlauf die Dosierung nicht mehr genau ist. Aber steigt dann dadurch die Rücklaufmenge?
Oder ist der Anstieg der Rücklaufmenge auf einen anderen Fehler zurückzuführen? Einen Fehler im Steuerteil des Injektors, wodurch dann die Zumessung der Einspritzmenge natürlich auch nicht mehr passt?
Ist es also so, dass wenn die Rücklaufmenge zu groß ist die Reinigung der Düse nichts bringt, weil der Fehler im Steuerteil liegt? Bzw. bewirkt eine verkokte Düse eine erhöhte Rücklaufmenge?

Ich bin auf diesem Gebiet absolut kein Fachmann, aber ich kann mir das ganze so erklären, das sobald du einen verkokten Injektor hast kommt somit weniger Kraftstoff im Zylinder an und das auch noch suboptimal zerstäubt. Dieser Umstand führt dazu das der Kraftstoff der im Zylinder gelandet ist vor allem im Leerlauf auch aufgrund der schlechten Zerstäubung nicht komplett verbrannt und damit ausgenutzt werden kann. Das resultiert darin, das das Motorsteuergerät dieses bemerkt und das Minderdrehmoment in diesem Zylinder mit einer Mehrmenge, die du ja in der Leerlaufruheregelung sehen kannst, ausgleichen will. Da dies aber nicht ausreicht bist du am Regelanschlag.

So, und jetzt kommt der Teil wo die Rücklaufmenge ins Spiel kommt. Verkokter Injektor bedeutet ja nicht anderes als verstopft. Das habe ich ja oben jetzt alles erläutert, zumindest wenn meine Gedanken so auch wirklich stimmen. Verstopft bedeutet weniger Kraftstoff der in den Zylinder geht sondern über den Rücklauf abgeleitet werden muss. Das jetzt auch noch mit der Mehrmenge die das Motorsteuergerät zum ausgleich dazu geben wollte, resultiert in einer deutlichen Abweichung der Rücklaufmenge im Vergleich zu den Zylindern die wie vorgesehen arbeiten.

Ich hoffe meine Überlegungen sind richtig und ich habe hier keinen Unsinn geschrieben.

Moin,
man muß unterscheiden zwischen einem Fehler auf der Einspritzseite des Injektors und einem Fehler auf der Steuerseite.
Der erste Fall, z.B. durch schlechte Zerstäubung, führt zu weniger Leistungsbeitrag des entsprechenden Zylinders. Der resultierende unrunde Motorlauf wird vom MSG erkannt und durch die LLR im Rahmen des Regelbereichs mit einer Mehrmenge an Kraftstoff ausgeglichen. Auf Grund der höheren EM und der damit verbundenen längeren Einspritzdauer ist auch die Rücklaufmenge des Injektors etwas höher.
Der Injektor muß aber nicht unbedingt die Ursache sein, schlechte Kompression des Zylinders führt zum selben Bild.
Im zweiten Fall wird die Rücklaufmenge des Injektors durch einen Fehler auf der Steuerventilseite zu hoch, z.B. durch ein unsauber öffnendes/schließendes Steuerventil. Die Auswirkungen sind etwas weiter, in Frage kommen schlechtes Verhalten des einzelnen Zylinders aber auch niedrigerer Raildruck.
Der hier vorliegende Fehler entspricht eher Fall 1 - Regelgrenze der LLR überschritten, schlechter Leerlauf, Rauch.
Auf jeden Fall gehört der betroffene Injektor ausgebaut. Entweder tauschen oder bei Bosch prüfen und überholen lassen. Einige Boschdienste können das.
Eine Rückflußmengenmessung hängt vom Einspritzsystem ab. Bei Piezodüsen hat der Rücklauf einen gemeinsamen Arbeitsdruck von 10 bar, da kann man nicht einfach öffnen und messen.
Bei Magnetventil-gesteuerten Injektoren ist der Rücklauf drucklos, da kann man die Rücklaufleitungen der einzelnen Injektoren abnehmen.
Das Werkzeug kann man sich selbst bauen - für jeden Zylinder ein Einmalspritze (z.B. 20 ml, 50ml), die mit einem Stück Rücklaufschlauch (Meterware) an ihrem Stutzen an den Injektor angeschlossen wird. Die Anschlußstücke müssen natürlich alle gleich lang sein, die Spritzen bleiben oben offen und werden zusammen in einem kleinen Rahmen aufgehängt.
Die eigentlichen Rücklaufleitungen werden verschlossen. Im Leerlauf oder bei Teillast kann dann für jeden Injektor das Verhalten der Rücklaufmenge beobachtet werden, und ein defekter Injektor ermittelt werden.
Den kennst Du aber schon.
hg
Herbert

Schöne Erklärung Herbert!

Zwar vom Ford, aber schön beschrieben und bebildert

http://www.mondeomk3.de/3397-rücklaufmengenmessung-selbst-erledigen.html

Danke für die ausführlichen Antworten.
So wie ich es dann verstehe, kann man sagen, dass eine positive Mengenkorrektur eher auf einen Defekt im Düsenteil, bzw. Motor deutet. Wenn sie aber negativ ist, hat der obere Teil der Düsennadel tendenziell weniger Druck und der Injektor spritzt zu viel ein. Genau deswegen entstehen die Startprobleme, bzw. zu wenig Raildruck. Das habe ich aber nicht, obwohl zwei Injektoren ein wenig zu negativ waren.
Ich habe am Wochenende versucht den (zu positiven) Injektor auszubauen. Leider ohne Erfolg. Mir ist nun aber auch klar, warum der Motor unruhig läuft: Die Muttern von der Haltebratze waren locker, der dürfte wohl deshalb undicht sein und hat meine Schläge bislang nicht gehört:) Einen Nahbarinjektor habe ich testweise ausgebaut, der ging mit meiner Konstruktion nach zwei leichten Schlägen heraus, d.h. sie wäre für einen normal sitzenden Injektor ganz OK.Es ist bei BMW recht blöd eingebaut, man kann nämlich die Bratze nicht ausbauen wenn der Injektor noch drinnen steckt. Daher werde ich den Spulenteil abschrauben müssen und dort einen Adapter aufschrauben. Zuerst muss ich einen M27 x 1 Gewindebohrer finden. Die Spule kann man aber auch nicht so leicht abbauen, weil man nicht zum Sechskant dazukommt.
Warum kann man eigentlich den Injektor nicht mehr verwenden, nach dem man den oberen Teil aufgemacht/zerlegt hat? Ich sehe zumindest aus den Zeichnungen im Net keinen Grund dafür. Kriegt man die Einzelteile bei Bosch?

Moin,
der Injektor muß komplett ausbaubar sein, auch bei BMW. Die Werkstatt macht nichts anderes. Einen am Motor zerlegten Injektor kannst Du ohne Reinigung, ggf. Neueinstellung, und Zusammenbau vor dem Einbau vergessen.
Vielleicht sagst Du uns mal den genauen Fahrzeug- und Motortyp, und machst mal einige Bilder. Die Bücher von HH Etzold und Korp sind manchmal auch ganz hilfreich.
hg
Herbert

Zum Fahrzeug, tut mir leid, dass ich es vorher nicht geschrieben habe: es ist ein BMW 530d Bj. 2002, also Facelift. Das ist deshalb relevant, weil der Injektor im oberen Bereich einen O-Ring hat zwecks Abdichtung des Injektorschachts. Somit nützt das Einsprühen und Einweichen mit diversen Mitteln nichts, meiner Meinung nach.
Ich denke schon, dass der Injektor komplett auch ausbaubar ist, nur kommt man seitlich sehr schlecht dazu, die Kralle die es zu kaufen gibt würde nicht passen. Und für mich wäre es leichter einen Adapter mit Gewinde anzufertigen. Es ist danach nicht notwendig den Injektor dort zusammenzuschrauben, wenn er mal draußen ist kann man ihn draußen auch zusammenbauen. Ausbauen muss ich ihn zwecks Abdichtung des Injektorsitzes.
Du schreibst, dass man ihn dann einstellen müsste. Was verstellt sich durchs Zerlegen? Wo kann man etwas einstellen. Ich denke, eher dass sie am Prüfstand vermessen werden zwecks Klassifizierung. Man kann in der Motorsteuerung nämlich die Kennung des Injektors eingeben, genau aus dem Grund, dass es unterschiedliche Durchsätze bei den Injektoren gibt.