Schlechte Kompression am AHF

Hallo,

ich habe mal ein Frage an die Community, vielleicht hat der eine oder andere
da ein paar Erfahrungen:

Mein G4 AHF Automatik springt seit letzten Sommer immer schlechter an, vor allem
wenn er lange (z.B. über Nacht oder an einem langen Arbeitstag vor der Firma) stand.
Ich muss dann schon ganz schön leiern und dann kommt er wie ein Vergasermotor
der zuwenig Sprit bekommt. Außerdem qualmt er auch ein wenig. Vorglühanlage habe
ich geprüft, Glühkerzen mal ausgewechselt, Leckölleitungen erneuert etc. Ich hatte
den Verdacht, daß die ESP durch den RME-Betrieb etwas Luft zieht und wollte sie
jetzt ausbauen und neu abdichten. Um aber ganz sicher zu gehen habe ich gestern
abend zuerst mal die Kompression gemessen - bei warmen Motor mit einem ordentlichen
Motometer-Kompressionsdruckschreiber. Ich bin dann aus allen Wolken gefallen:

Zylinder 1 23 bar - Z 2 18 bar - Z 3 17 bar - Z 4 34bar

hab das ganze nochmal wiederholt - selbes Ergebniss - danach
in Zylinder 2 und 3 etwas Motoröl und hatte dann auf beiden 26 bar was ich als
verschlissene Kolbenringe deuten würde.

Da der Wagen gerade mal 170 TKM drauf hat und davon ziemlich viel Langstrecke
fand ich es doch ein wenig früh für verschlissene Kolbenringe. Nun hatte ich mehrere
Hinweise gefunden, daß bei TDI's auch eine defekte Zylinderkofdichtung die Ursache
für schlechte Kompression sein kann. Hat jemand Erfahrung ob bei VAG TDI die
ZKD an den schmalen Stegen zwischen den Zylindern undicht werden oder hat
jemand das schon mal erlebt. Kühlsystem ist dicht - habe es kalt abgedrückt mit 0,8 bar -
nach 4 stunden war der Druck auf 0,7 bar runter und eine Messung auf CO² im Kühl-
system war negativ. Beim fahren glaube ich nichts zu merken, außer daß mir der
Motor bei bestimmten Beschleunigen in niedrigen Drehzahlen etwas brummig vorkommt.

Bevor den Motor aufmache wollte ich eigentlich mal fragen wie Eure Erfahrungen sind

Das sind aber schon starke Abweichungen untereinander. Was für Symtome hatte der Wagen denn noch ausser dem schlechten Anspringen? Ruckeln? Schlechte v-max? Also es gab sicher einige Kandidaten für eine defekte Kopfdichtung, aber ob der AHF dazu gehört, kann ich nicht sagen. Wen der Wagen originale 170tkm drauf hat, wären verschlissene Kolbenringe ungewöhnlich, aber sicher nicht unmöglich. Wenn er schon das Öl in den Brennraum drückt, muss es aber schon ziemlich weit sein. Hast Du ein Technoskop, um von aussen den Brennraum anzusehen?

Also ich weiß nicht...34bar ist in meinen Augen recht viel, so soll der Neuzustand zwischen 25 und 31 liegen, die Verschleißgrenze bei 19bar. Vielleicht liegt es am Messmittel, kannst du da einen Fehler ausschließen, auch wenn es ein spitzengerät ist, vielleicht nochmal irgendetwas zum Vergleich suchen. Ansonsten ist die Abweichung wirklich enorm.

ABer Zylinderkopfdichtung kannst du ja fast ausschließen...

Danke für Eure Antworten,

@mullemaus :

Das Öl kam von MIR und nicht aus dem Motor, war ein alter Trick aus dem Benzinerbereich,
wenn nach dem Einspritzen von Motoröl (mittels Ölkanne) in den Brennraum die Verdichtung
ansteigt konnte man beim Benziner von defekten Kolbenringen ausgehen. Ob es beim TDi
funktioniert - keine Ahnung - könnte auch ein Leck in der ZKD etwas verkleistern?

@matthias TDI96 :

Der Kompressionsdruckschreiber ist sicher in Ordnung. Ich hatte die Messung zweimal
komplett durch alle 4 Zylinder gemacht, mit dem gleichen Ergebniss. Außerdem habe ich
das Ganze am Passat AFN meiner Frau gestern auch mal gemacht. Ergebnis: zwischen
28 und 29 bar an allen 4 Zylindern - nach 200 TKM (allerdings bei 160 TKM habe ich die
ZKD wegen eines kleinen Wasserlecks nach außen bereits erneuert. Und die 170 TKM
bei meinem Golf sind mit Sicherheit echt.


Also vom Bauch her tendiere ich eher zur ZKD, da nach diesem Alter noch kein Kolbenring
defekt sein sollte. Es sein den, ein Ring ist gebrochen oder hat sich durch Ölkohle in der
Kolbenringnut verklemmt. Daß, das an zwei Zylindern gleichzeitig passiert sein soll - nicht
sehr wahrscheinlich, zumal der Motor so gut wie kein Öl verbraucht (0,03 auf 1000 KM).
Auch die Gasstrom aus dem Öleinfülldeckel ist unauffällig - auch nicht mehr als beim Passat
meiner Frau.

Ich habe jetzt nochmal mit VAG-COM die Leerlaufstabilisierung ausgelesen und das sich
auch nicht schlecht aus : -0,7 / -0,3 / -0,5 / +0,7 (Limit laut Handbuch +/- 2,0). Ich könnte mir vorstellen, daß die ZKD an den Stegen zwischen Zylinder 1 und 2 leicht und zwischen 2 und 3 stark undicht ist. Beim Anlassen des kalten Motors (10 Std Standzeit)
könnte das dann zum Tragen kommen. Wenn der Motor mal läuft ist dann dem Gasaus-
tausch zwischen den Zylindern durch die hohen Drücke Grenzen gesetzt. Wie gesagt, im
Fahrbetrieb vermeine ich keine gravierenden Auswirkungen zu bemerken.

Meine Frage war ob jemand sowas bei einem TDI schon mal erlebt hat?

Ab nächstem Wochenende ist meine Frau mit der Bahn weg und ich habe zwei Autos.
(Und ich kann mich unbeschränkt in der Werkstatt aufhalten ) Dann werde
ich den Zylinderkopf abnehmen und mir die Sache mal anschauen. Hat einer von Euch
noch eine Idee wie man die Leckrate an einem Zylinder bestimmen könnte? Ich dachte
eventuell die Kolben auf mittlere Stellung bringen eine bestimmte Menge einer Flüssigkeit
z.B. Petroleum eingeben und die Zeit messen bis diese durchgesickert ist? Oder vorm Aubbau des Kopfes die ESD und die Nockenwelle ausbauen, die Kolben in Mittlere
Stellung bringen, jeweis einen Zylinder mir Pressluft beaufschlagen (Kurbelwelle blockieren)
und mit einem Benzinkompressionsdruckmesser den Druck auf den anderen Zylindern
messen.

Vielleicht fällt euch noch was ein? So richtige Lust den Motor komplett zu überholen,
habe ich eigentlich nicht (Kohle und Zeit)!

Wärmst Du Dein PÖL vor?
Ich bin mal eine ganze Weile mit einem PÖL/Diesel Gemisch von 80/20 gefahren (ohne Vorwärmung), bis eines Tages nach einer längeren Volllastfahrt die Kompression auf dem 1, Zylinder weg war. Die Zerlegung zeigte festgeklebte Kolbenringe, voll von schwarzen Ablagerungen. Der Motor hatte 230 tkm runter.
Wenn Du den Kopf mal abschraubst, dann bau auch gleich mal die Kolben mit aus und kontrolliere die Ringe, kann sicher nicht schaden.

Er hat nirgends erwähnt das er mit PÖL fahrt.

Hätte man aus der Signatur schließen können. Hab ich auch nicht drauf geachtet. Aber bei Pöl könnte es durchaus die Kolbenring-Problematik sein. Das verkleben usw hatten wir schon bei Benzinern die nur sehr 'leicht geschoben' werden. Renault ist da ein gutes Beispiel für.

So jetzt habe ich den Motor aufgemacht:

Am Kolben 1 hat der obere Kompressionsring keine Spanung mehr

An Kolben 2 und 3 haben die oberen Ringe keine Spannung mehr und die
unteren sind im Vergleich zu denen vom 1 und 4 Kolben auch schon müde.

Kolben 4 ist einwandfrei

Allerdings ist das Stoßspiel an allen Kolbenringen noch einwandfrei, also
kein Verschleiß - sonderbare Geschichte! Auch das Höhenspiel in den Kolbenringnuten
ist einwandfrei. die Kolben sehen ansonsten noch wie neu aus.
Auf den Kolbenböden sind alle Markierungen noch einwandfrei sichtbar.
Auch die Zylinderwandungen sehen aus als wäre der Block gerade eben aus der
Fabrik gekommen - keinerlei Laufspuren und die Spuren vom Honen sind noch
sichtbar.

Zylinderkopf und -dichtung waren einwandfrei und Zylinderkopfschauben waren gut
fest.

Ich werde mir jetzt alle Teile besorgen und am nächsten Wochenende, das ganze
Puzzle wieder zusammenfügen - wird mir wenigstens nicht langweilig!