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Fahrbericht Lamborghini Countach

 
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Uwe
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Beitrag18-11-2011, 15:19    Titel: Fahrbericht Lamborghini Countach Antworten mit Zitat


Lamborghini Countach


Erste Begegnung

Nostalgische Einfachheit mutet der nicht ganz leicht zu findende Knopf an, mit dem das Einstieggstor zu öffnen ist. Tor deshalb, weil so ein Gefühl der Offenheit empfindet man an alten Jugendstilvillen mit geräumigem Einlass. Die Tür verschwindet nach oben komplett aus dem Sichtbereich und eröffnet eine ungewohnte Perspektive auf den Innenraum des Wagens.

Die Windschutzscheibe reicht sehr weit nach hinten und ist zudem sehr niedrig angeordnet. So ist es tatsächlich eine Einstiegshilfe, wenn das abnehmbare Dach bereits demontiert ist. Anderenfalls gelangt man nur mit Verrenkungen über den überbreiten Schweller an die Sitze. Einmal drin, hat man das Gefühl, sie würden einen nie wieder loslassen. Die Umklammerung ist so intensiv, wie ich sie noch nie in einem Auto erlebt habe. Es gibt in jeder Lebenslage absoluten Halt in jede Richtung.

Das Innenraumgefühl


Der Wagen ist eigentlich großzügig, geht jedoch im Kopfbereich aus allen Richtungen extrem nach innen. Die Arme haben reichlich Platz in alle Richtungen, der Kopf ist bedenklich nah am Windschutzscheibenrahmen. Der Fussraum ist tunnelförmig. Man übergibt seine Gebeine in die Untiefen des Lambos. Irgendwo da vorne sind Pedale angebracht. Man stochert jedoch nicht lange herum, sondern findet sie intuitiv genau an der richtigen Stelle.

Der Innenraum ist komplett mit rotem Leder ausgestattet, dem man das Alter absolut nicht ansieht. Irgendwo prangert ein modernes Autoradio, welches aber nie zum Einsatz kommen wird, aber dazu später mehr. Die Sitzposition ist vom Konstrukteur vorgegeben. Man sitzt "drin", absolut tief im Wagen. Alles scheint aus einem Guß zu sein. In Verbindung mit den überbreiten Armauflagen ergibt sich eine sehr bequeme und entspannte Haltung.

Die Fahrt

Eine Schlüsselumdrehung. Alle 12 Zylinder nehmen spontan und willig die Arbeit auf. An Geräuschdämmung hat bei der Entwicklung des Wagens niemand gedacht. Die Schaltkulisse ist starr mit dem Getriebe verbunden und leitet das Motorengeräusch ungefiltert in den Innenraum. Die 6 Doppelvergaser sorgen für einen spontanen Antritt, der heutigen Turbodieseln völlig fremd ist. Für den Rückwärtsgang muss erst eine kleine Klappe den Weg in der Kulisse freimachen. Dann ist es gut, wenn der Straßenraum hinter dem Wagen von vor dem Einstieg noch in guter Erinnerung ist, denn Sicht nach hinten hat man so gut wie gar keine. Rangiert wird dann nach Gedächtnis.

Der erste Gang ist ungewohnt hinten links in der Schaltkulisse, wo moderne Japaner ihren Rückwärtsgang haben. Der Motor grummelt anriffslustig vor sich in und wartet gespannt auf Fahrerbefehle. Der Soundeindruck ist erst einmal mächtig. Der Motor endet nur wenige Zentimeter hinter dem Fahrerohr. Ein paar leichte Gasstöße und ein Orchester brüllt hinten los. Einrücken der Kupplung bei ca. 3.000 U/min. Das sind im ersten Gang 50 Km/h. Besser lässt sich das Gas nur mit sehr viel Übung dosieren. Wie fährt man mit dem Wagen in einem verkehrsberuhigten Bereich?

Zweiter Gang. Die Drosselklappen schreien nach Öffnung. Der Motor brabbelt allerdings immer noch gierig in Wartestellung. Kurze Zuckungen des rechten Fusses wandelt der Motor unvermittelt in Vortrieb um. Bei 3.500 U/min gibt es ein leichtes Loch. Besser man fährt mit höherer Drehzahl, was auch ein Verrußen der Kerzen verhindert. Das sind aber schon 100 Km/h.

Ein kurzer Gasstoß bis zum Bodenblech und der Motor dreht einfach so nach oben, als hätte er kein Auto zu beschleunigen. Über die gefahrene Geschwindigkeit reden wir ab dieser Stelle nicht mehr. Das geringe Gewicht des Alurahmens des Countach bietet dem Vorwärtsdrang wenig Widerstand. Der Wind säuselt über den Köpfen der Insassen.

3. Gang. Die 12 Zylinder schreien nach mehr. Der Sound: Das Wort "infernalisch" hat für mich eine neue Bedeutung gewonnen. Es kreischt so mächtig mit vergleichsweise niedriger Drehzahl, dass man die Kraft eher mit den Ohren spürt. Mein Blick fällt auf das teure Autoradio. Was für ein Quatsch. Das Ding schaltet eh niemand ein. Von hinten kommt eine Musik, die sogar Haydn oder Bach beeindruckt hätte. Deren Werke würden sicherlich anders aussehen, hätten sie in ihrem Leben einmal einen Countach gehört. Von wem ist die 12-Ton-Musik?

4. Gang. Der Motor beruhigt sich scheinbar, schreit aber nach Drehzahlen. Immer noch steht ein Drehmoment an den arg gestressten 345er Hinterreifen an. Einzige Chance: hochschalten.

Das Fahrwerk

Knackig hart vermittelt der Lambo einen Fahrbahnkontakt der besonderen Art. Natürlich ist der Wagen nostalgisch und hat nicht die Qualitäten heutiger moderner Fahrwerke. Aber das direkte Fehling ist schon etwas besonderes. Mit den Straßen 3. Ordnung kommt er nicht so gut zurecht und gibt den Insassen aber ein sehr gutes Feedback über den Straßenzustand. Auf glatteren Straßenm kann er seine Stärke ausspielen. Die mögliche Querbeschleunigung ist unerwartet hoch. Die direkte Lenkung vermittelt ein gokartähnliches Gefühl für die Straße. Man ist spontan schneller als mit den gewohnten Fahrzeugen unterwegs.

Das Prestige


Nein, die Köpfe drehen sich nicht herum, wenn man um die Ecke biegt. Besser - man wird bereits erwartet, noch bevor man die Stadtgrenze erreicht hat. Der Wagen kündigt sich rechtzeitig an.

Man sieht eigentlich niemanden von hinten. Alle schauen suchend herum, woher diese Musik kommt. Und in deren Gesichter sieht man permanent, wenn es durch bebautes Umland geht. Selbst kleine Kinder bekommen riesige Augen, wenn sie den Lambo erblicken. An Kreuzungen und Einmündungen wird man großzügig vorgelassen. Vorausfahrende blinken rechts, um ungehindertes Überholen zu ermöglichen.

An Eiscafe schmilzt sogar das Eis in der Schale vor Ehrfurcht vor diesem Wagen. Sämtliche Unterhaltungen werden eingestellt. Ob es auch eine Durchsage im Verkehrsfunk gibt? Ich höre ja kein Radio....

Gesamteindruck

Wouww, ein nostalgischer Wagen mit Flair. Der Countach hat Geschichte geschrieben. Er ist einzig, nicht artig. Auch für heutige Bergiffe noch schnell, wenn auch die Konkurrenz davon fahren dürfte. Aber schneller fühlt man sich glaube ich in keinem anderem Wagen. Der Sound geht in den Kopf, der Motor provoziert permanent einen nervösen Gasfuss. Ein Lambo eben.

Amen, Uwe
Kundenservice bedeutet bei Audi, die Kunden so schnell über den Tisch zu ziehen, daß sie die Reibungswärme als Nestwärme empfinden!


Zuletzt bearbeitet am 31-01-2012, 19:42, insgesamt 2-mal bearbeitet.
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