Jetzt muß zu diesem Thema auch mal meinen "Senf" dazugeben.
Also, ESP mit all seinen integrierten Systemen ist schon sehr sinnvoll. Es gibt auch nur wenige Lieferanten solcher Anlagen, genannt seien hier Delphi, ITT Industries (Automotive) und Bosch. Letztere haben zusammen mit Mercedes Benz Ingenieuren das ESP entwickelt und zuerst in Serie eingesetzt (MB CL600 altes Modell). Andere Firmen folgten.
ESP umfaßt die bekannten Systeme:
ABS – Anti-Blockier-System: mit aktiven Radsensoren (erfassen auch Geschwindigkeiten
< 7km/h)
ASR – Antriebs-Schlupf-Regelung: Regelung des Schlupfes der Antriebsräder bezüglich der
anderen Achse, durch Ladedruckregelung, Verstellen der Zündung auf spät, Begrenzen der Kraftstoffzufuhr oder kurzzeitiges Stillegen einzelner Zylinder
EDS – Elektronische-Differenzial-Sperre: gleicht Drehzahldifferenzen > 100 Umin-1 einer
Antriebsachse durch abbremsen des schnelleren Rades aus, Druckspeicher erforderlich
EBV – Elektronische-Bremskraft-Verteilung: dynamische Bremskraftverteilung zwischen den
Achsen, je nach Fahrzustand; bezieht die Hinterachse stärker in den
Verzögerungsvorgang ein. (ersetzt den mech. Bremsdruckbegrenzer an der HA)
ABS+ -erweitertes ABS System mit zusätzlicher Software und Sensoren (Gierratensensor,
Querbeschleunigungssensor); auch Corner Brake Control genannt, stabilisiert das
Fahrzeug beim Bremsen, vorstufe zum ESP
MSR – Motor-Schleppmoment-Regelung: verhindert das Blockieren der Antriebsachse beim
ruckartigen Auskuppeln und bei schlagartiger Gaswegnahme
ESP hat zusätzlich zu den o.g. Systemen folgende Bauteile:
· Längs-, Querbeschleunigungs- & Gierratensensor
· Lenkwinkelsensor
· E-Gas
· Elektronische Drosselklappe (o.ä System)
· Erweiterte Software und schnellere Rechner
· Sollwertespeicher abgestimmt auf das Fahrzeug
· Zusätzliche Ventile im Steuerblock
· Vernetzung mit allen Antriebskomponenten
Der Rechner gleicht mehrmals die Sekunde (ca. 500 mal) die gemessenen Istwerte mit den Sollwerten ab. Gibt es eine zu große Abweichung, leitet das Steuergerät entsprechende Maßnahmen ein.
Dies umfasst:
· Unterdrücken von Schaltbefehlen (Automatik)
· Unterdrücken oder Verstärken von Gasbefehlen
· gezieltes Bremsen einzelner oder mehrerer Räder
· Regelung der Motorleistung
· Dynamische Bremsdruckregelung jedes einzelnen Rades
Idealerweise sollte jedes System für jedes Fahrzeug individuell angepasst werden (jede Motorisierung bzw. Typ). Je nach Fahrzeugklasse wird dies intensiv oder eben weniger intensiv gemacht. Daraus resultieren auch die verschiedenen Eindrücke solcher Systeme.
Wird nach der Auslieferung des Fahrzeuges etwas geändert, wie Reifendimension, Fahrwerkstieferlegung, zulässiges Gewicht ect. beeinflusst es natürlich die Regelung. Verschieben diese Veränderungen das Fahrverhalten über die Systemtoleranzen, so kommt es zu Fehlregelungen.
Das von anderen Usern beschriebene Fehlverhalten ist definitiv nicht normal und nicht mit einer „abgespeckten“ Elektronik erklärbar. Die Regeleingriffe lassen sich auch von extrem früh (sicher aber ohne Fahrspaß) bis extrem Spät (letzter Rettungsanker) verschieben. Eine sehr frühzeitige Regelung vertuscht meist billige oder schlecht abgestimmte Fahrwerke. Bei einer sportlichen Systemauslegung kann das System auch auf Stand-by geschaltet werden. Es tritt dann nur in Aktion, wenn an der Regelgrenze aktiv gebremst wird.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das die ersten Systeme zu viel Eifer bei den Eingriffen zeigte. Unser 1998er A6 war auf Schnee fast nicht zum anhalten zu bewegen. Der jetzt gefahrene Allroad Quattro dagegen macht seine Sache super. Auch das ESP im A3 (8L) mit Sportfahrwerk, im A4 (8E), im A6 (B5) ab Facelift, im TT und im Lupo funktioniert sehr gut. Schlecht abgestimmte Systeme habe ich aber im Golf und im Bora erlebt. Unbedingt nötig hätte es unser T4, aber es geht halt net nachzurüsten
Er fährt zwar sehr sicher, aber wehe man übertreibt es, dann schiebt das Heck ohne Ende und man hatt alle Hände (und Füße) voll zu tun nicht abzufliegen.
Generell zum Fahrverhalten einiger VAG Modelle:
· T4 TDI (150KW) Handschalter, 225/60 R16 Bereifung auf 7(7,5)Jx16 Alus, MJ 1999, EDS, kein ESP:
untersteuernd mit starker Rollneigung um die Längsachse, starke Nickbewegungen um die Querachse beim Bremsen und Beschleunigen, um die Mittellage indirekte Lenkung, verhärtet etwas beim Beschleunigen, starke Bremsanlage mit etwas wandernden Druckpunkt bei extremer Beanspruchung. Verbesserungen sollen im Frühjahr die Sportstabis mit neuen Bilstein Stoßdämpfern, 17 oder 18“ Rädern und eine Tieferlegung von max. 20mm bringen
· A3 1.8 Ambition mit 205/55R16 Bereifung auf 6,5(7,5)Jx16 Alus, MJ 1997; Bilstein B6 Dämpfer mit original Sportfedern, EDS, kein ESP:
Neutrales bis leicht untersteuerndes Fahrverhalten, direkte Lenkung, leistungsfähige Bremsanlage, sehr gutes ABS, keine Verbesserungen nötig
· A4 1.9 TDI 205/60R15 Bereifung auf 6,5(7)Jx15 Alus, MJ 1998, EDS, kein ESP:
Untersteuerndes Fahrverhalten, durch Komfortfahrwerk ist die Rollneigung um die Längsachse und die Nickbewegungen um die Querachse relativ ausgeprägt, Fadingempfindliche Bremsanlage, gutes ABS. Sicheres Fahrverhalten.
· A6 2.8 Quattro TT5, 215/55R16 Bereifung auf 7(7,5)Jx16 Alus, MJ 1999, Luftfederung mit aktiver Dämpfung hinten, ESP:
Untersteuernd, komfortabel aber nicht „schwammig“, zu feinfühliges ESP, unterdimensionierte Bremsanlage, sicheres Fahrverhalten (außer Bremsen)
· *** Allroad quattro 2.5 TDI TT5, 245/45R18 Bereifung auf 8,6Jx18 Alus (215/60R16 auf 7Jx16 Alus), Luftfederung v+h, aktive Dämpfung, 4 Höhenlevel, Servotronic, ESP, MJ 2002:
Sportliches Fahrverhalten, komfortabel, neutral bis leicht untersteuernd, sehr gut regelndes ESP, starke Bremsanlage, sehr gutes ABS, keine Verbesserungen nötig
· A4 1.8T Multitronic, 205/55R16 auf 7Jx16 Alus (Stahl), MJ 2003, ESP :
Neutral bis leicht untersteuernd, standfeste Bremsanlage, sicheres Fahrverhalten, sehr gutes ABS, direkte Lenkung, sportlich, keine Verbesserungen nötig.
So, ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt und war manch einen hilfreich mit der Erklärung bzw. meinem Erfahrungsbericht.
MfG