Sommerdiesel im Winter mit Fliessverbesserer

Servus Gemeinde,
ich hab aus meiner alten Firma noch in paar Liter an Sommerdiesel da stehen.
Da ich es aber nicht schaffe das alles bis zu den Minusgraden auf zu brauchen hab ich mir überlegt diesen "Diesel Anti Gel" zu verwenden

http://www.bardahlgermany.com/p/479222601/bardahl-diesel-anti-gel-fliessverbesserer-1-liter?psm=d0SHloLhp2xxf8K%2B4lxMJ3UH5VN0bFbbI1yhxD6dy%2Fc%3D&cid=google_base


Was würdet ihr mir raten?
Würde das so funktionieren oder sollte ich im Winter lieber Winterdiesel von der Tanke nehmen?

Vielen Dank

Also, ich würde es je nach Temperatur zum Winterdiesel beimischen, anstatt Additive zu verwenden.

Das hab ich mir bis -10°C auch schon überlegt.
Aber wie sieht es aus wenn es mir in den Kanistern ausflockt?

Ich hatte dieses Jahr das gleiche Problem.
Etliche Kanister Sommerdiesel ausm Boot übrig und der Winter vor der Tür.

Winterdiesel zumischen bringt nicht viel, da sich ab 0-5 Grad die Körnchen bilden und auch unter 5-10 Grad nicht wieder zurückbilden, egal wieviel Additiv/Winterdiesel man zumischt.
Anderseits kann es funktionieren, da PD/CR ja auf längeren Fahrten ihre Tanks mollig warm heizen.

Lösung1: Winter-Fliess-Fit z.B. von Liq.moly(1l für 1000l etwa 10 euro, war letzten Winter plötzlich ausverkauft), das nach Meßkappe rein und das funktioniert.
Wichtig ist, es muss vor einsetzender Körnchenbildung beigemischt werden, also oberhalb von 5-8 Grad. Eventl. kann es sich aber auch wieder entmischen, bei langer Standzeit.

Jedenfalls hab ich den TDI letzten Winter bewusst immer bei den -22 Grad früh rausgeholt, lief einwandfrei. Anders als der Diesel meines Nachbarn...

Lösung 2 : Wenns kalt ist(war), tanken per Trichter und etwa die unteren 10-20% des Bodensatzes drin lassen. Die Parrafin Ausflockungen scheinen sich am Boden abzusetzen und den gelben Diesel sehr milchig zu färben. PoorMan´s - DIY-Winterdiesel.

Hi,

Fliessverbesserer ist bei Sommerdiesel im Winter das falsche. Du brauchst ein WASA (wax anti settling additiv). Dieses verhindert zwar nicht das Ausfallen der Paraffine, aber es verhindert, dass sich die ausfallenden Paraffine zu größeren Floken zusammenballen.
Problematisch ist die Wechselwirkung des von Dir zugesetzten WASA zu den Additiven, die Deinem Diesel ab Raffinerie zugesetzt sind. Dir wird es nicht gelingen auszuschließen, dass hier unerwünschte Wechselwirkungen stattfinden.
Leider hast Du keine Möglichkeit den CFPP des Diesels zu bestimmen, denn die Eintrübung selbst ist noch kein Hinweis darauf, dass der Diesel in Deinem Motor nicht mehr "funktioniert". Ich würde entweder:
1.) Den Diesel im Bootstank lassen - im nächsten Frühjahr fährst Du ja wieder raus und bei wenigen Grad über Null kommt der Diesel dann auch wieder durch den Bootsmotorfilter
2.) Wenn der Diesel unbedingt ins Auto soll: Darauf achten, dass er nur bei leichtem Frost über Nacht im Fahrzeugtank ist.

Bei einigermassen warmem Abstellort nachts (eine unbeheizte Tiefgarage oder eigene Garage reichen meist schon) und Tagestemperaturen im unkritischen Bereich kann man den Sprit auch entsprechend des taeglichen Gebrauchs abends ins Fahrzeug kippen und so nach und nach verfeuern. Das ganze funktioniert eigentlich prima, wenn man als Berufspendler taeglich die gleichen Strecken faehrt und sich das Fahrprofil kaum veraendert. Dann kann man den Tagesbedarf eigentlich ganz gut abschaetzen und passend tanken.

Ab Ende September Anfang Oktober kommt doch so langsam der Winterdiesel an der Tankstelle an?
Wenn ich da 1:1 mische bevor schon irgendwas passiert ist, Flockt mir dann der Sommerdiesel trotzdem schon bei geringen Minusgraden aus?

Die Additivierung kostet Geld, folglich wird an den Tankstellen erst dann entsprechend frostresistenter Dieselkraftstoff angeliefert, wenn das absolut erforderlich ist. Der Ueberschneidungszeitraum ist fuer den Normalverbraucher, zumindest als Laternenparker, das Lotteriespiel.

In Deutschland muß Diesel DIN EN 590 entsprechen. D.h. CFPP (Filtrierbarkeitsgrenze im Normfilter) -10° von 1.10 - 15. 11 und 1.3. 14.4. Vom 16.11 bis 28.2 ist ein CFPP von mindestens -20° vorgeschrieben.
Erreicht wird die Kälteverwendbarkeit durch die Zusammensetzung des Dieselöls (z.B. Kerosinanteil) und durch Beimischung von Additiven.
Die Wirksamkeit von Fließverbesserer hängt von der Zusammensetzung des vorhandenen Diesels ab. Was bereits mit Additiven vollgestopft ist, läßt sich mit weiteren Additiven nicht mehr verbessern, die Additive der Beimischung können eher das Gegenteil bewirken.
Die Zugabe von Fließverbesserer zu reinem Sommerdiesel hätte ich weniger kritisch gesehen, allerdings würde ich nicht unbedingt erwarten, daß daraus gleich ein bis -20° kältetauglicher DK wird.
hg
Herbert

Wenn er zumindest bis -10°C hält wäre ich schon zufrieden.
Dann könnte ich ihn auch in der ungeheizten Reihengarage Überwintern.

Ich werde es mal probieren und wenn es dann kälter wird werde ich auf Kraftstoff von der Säule umsteigen.

Die zitierte DIN EN 590 definiert die Eigenschaften, die dem Dieselkraftstoff bei der Herstellung gegeben werden. Was tatsaechlich an die Endverbraucher abgegeben wird weicht zumindest im Uebergangszeitraum teilweise erheblich davon ab. Wenn man davon ausgeht, dass von den Herstellern der Jahreszeit entsprechend normgerecht hergestellter Kraftstoff bezogen werden kann, entscheidet die nachfolgende Vertriebskette massgeblich, wie schnell dieser Kraftstoff in die Tanks der Verbraucher gelangt. Grosse Mineraloelhaendler mit nicht uebermaessig grossen eigenen Lagerkapazitaeten (Stichwort: "just in time") haben ihre Tanks und ihre Lieferfahrzeuge zumeist recht schnell damit "gespuelt". Je groesser die Lagerkapazitaeten sind, je staerker faellt zunaechst die Verduennung der Winteradditivierung aus und moeglicherweise gibt es auch verstaerkte Wechselwirkungen mit anderen Bestandteilen. Richtig spannend wird es, wenn kleinere Mineraloelhaendler ihren Kraftstoff regelmaessig bei anderen Lieferanten beziehen. Was der vereinbarte Preisnachlass bei laengerfristigen Vertraegen und entsprechenden Abnahmemengen fuer die Grossen der Branche ist, das ist die Flexibilitaet und die Unabhaengigkeit der Kleinen, die am tatsaechlichen Umsatz orientiert eben dort einkaufen, wo sie aktuell die guenstigsten Preise bekommen.

Als Beispiel dient mir eine Automatentankstelle, die in meinem Wohnort von einer Spedition betrieben wird. Preislich immer unter der personalbesetzten Konkurrenz, mal nur einen Cent und mal 15 Cent. Es gibt nur Diesel, die Tankkapazitaet wurde auf inzwischen 45000 l ausgebaut. Dort habe ich bisher LKW-Diesel farblos, gruen, blau oder gelb eingefaerbt bekommen. Das Zeug riecht praktisch jedes Mal anders beim Tanken und einige "Sorten" haben auch ein sehr eingaengiges Aroma bei der Verbrennung. Trotzdem habe ich damit noch nie Aerger gehabt, auch bei den deutlich unter -20 Grad Ende Januar diesen Jahres nicht. Solange die Spedition dort ihren eigenen Fuhrpark betankt mache ich mir da keinerlei Sorgen. Von denen weiss ich auch, dass sie ein- bis zweimal je Woche beliefert werden und dass dort praktisch jede Anlieferung von woanders kommt.

Hi,

wenn's nur ums Überwintern geht, hast Du kein Problem. Du darfst eben nicht erschrecken, wenn der Sommerdiesel bei Minustemperaturen zur Hälfte aus einem Bodensatz aus weißen Paraffin-Kristallen besteht. Wenn die Temperaturen steigen, lösen sich auch die Paraffin-Kristalle wieder.

Was die EN590 angeht:
Grundsätzlich gibt es, wie schon geschrieben, feste Zeiten für Sommer-, Übergangs- und Winterware. Allerdings passiert es trotzdem, dass bei tiefen Minustemperaturen Fahrzeuge nicht mehr starten, weil der Diesel trotz eines CFPP von -28 °C schon bei -23 °C nicht mehr "funktionieren" will. War das nicht sogar im vergangenen Jahr im Großraum München ein Problem?

Ja, das war in diesem Januar auch bei uns ein Problem. Es gab zwei Naechte in Folge mit -28 Grad und da waren die Fahrzeuge meiner Kollegen, egal ob Diesel oder Benziner zu 3/4 nicht mehr betriebsfaehig waren. Die Diesel hatten Tankstellensprit, der i. d. R. nicht alt war. Die Benziner, die mit E10 betankt waren, gingen auch nicht an. Lauffaehig waren die mit Super plus betankten FSI mehrerer Kollegen und auch der V6-Galant meines Chefs ging mit Super plus einwandfrei.

Winterdiesel = CFPP von -20°C oder tiefer, nicht -28°C. "Premiumdiesel" hat je nach Hersteller (und Witterung) niedrigere Werte.
Ob ein "normaler" Winter-DK bei unter - 20° flüssig gehalten werden kann, hängt von der Zusammensetzung des DK und des Fließverbesserers, und der Temperatur beim Mischen ab.
hg
Herbert

Wie verhält sich das denn nun genau mit den Paraffin-Kristallen?
Die einen behaupten das bei wärmeren Temp. sie sich wieder komplett lösen und andere behaupten wieder, das wenn er einmal richtige Kristalle gebildet hat nicht mehr brauchbar ist.

Wenn der DK warm genug wird, löst sich das wieder auf. Da half schon ein Eimer heißes Wasser auf das Dieselfilter , in hartnäckigeren Fällen übernachten in einer warmen Halle.
hg
Herbert