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Drehmoment und Fahrspaß im Alltag (Fachartikel)

 
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Drehmoment und Fahrspaß im Alltag
ulf Beitrag05-11-2004, 11:27  
"Benziner haben gegen das Drehmoment gleichstarker TDIs keine Chance!" - "Blödsinn! Beschleunigt wird nicht mit dem Motordrehmoment, sondern mit der Zugkraft am Rad. Und da gleicht der Benziner mit seinen kürzeren Getriebeübersetzungen das höhere Drehmoment des TDI wieder aus! Zusätzlich hat er ein größeres Drehzahlband als ein Diesel und muß daher erst später hochgeschaltet werden."

Will man die Wirkungen solcher Argumente im Fahr-Alltag prüfen, dann behält nicht derjenige mit der lauteren Stimme oder dem beeindruckenderen Imponiergehabe recht, sondern es geht um einigermaßen simple physikalische Abläufe.
Das Zusammenspiel von Fahrzeuggewicht, Drehmomentkurve, Getriebe, Reifengröße usw. läßt sich in relativ einfache Berechnungen packen, die recht realitätsnahe Ergebnisse über das Beschleunigungsvermögen verschiedener Fahrzeuge in den einzelnen Gängen liefern.

Der Download vergleicht stellvertretend für viele Diesel / Benziner-Kombinationen die Daten der ersten Baureihe des VW Polo 9N und zeigt mit den Beschleunigungskurven der einzelnen Gänge für 2 wählbare Fahrzeuge, daß der TDI-Spaßfaktor "Gasgeben statt Runterschalten" nicht nur in Stammtischgesprächen existiert, sondern trotz des Gewichtsnachteils der TDIs gegenüber (PS-gleichen) Benzinern Realität ist.
Denn beschleunigt wird zwar nicht mit Drehmoment, sondern mit Leistung - aber TDIs liegen schon im mittleren Drehzahlbereich erheblich näher an ihrer Höchstleistung als Benzinmotoren, wie auch die Leistungskurven im Download zeigen.
Ursache für die hohen Leistungen der TDIs im mittleren Drehzahlbereich ist natürlich ihr hohes Drehmoment, womit die auf nackte Nm-Werte reduzierten Stammtischargumente tatsächlich einen wahren Kern haben.

In der Beschleunigung von 0 auf 100 km/h macht sich der Durchzugsvorteil der TDIs dagegen kaum noch bemerkbar, weil dabei überwiegend mit hohen Drehzahlen gefahren wird. Zusätzlich profitieren Benziner hier von der größeren Reichweite ihrer unteren Gänge.
Im Ergebnis liegen die 0 - 100 Zeiten vergleichbarer TDIs und Benziner erheblich näher beieinander als ihre Durchzugswerte.

Im Alltag, wo überwiegend im mittleren Drehzahlbereich gefahren wird, gelten freilich die Faustregeln:
-> Um beim Durchzug eines TDI mitzuhalten, muß der Fahrer eines ungefähr leistungs- und gewichtsgleichen Wagens mit Saugbenziner erstmal einen Gang herunterschalten.
-> Um den TDI abzuhängen, muß er oft sogar 2 Gänge herunterschalten, aber dann ist der Benziner gleich am Drehzahlbegrenzer, man muß wieder hochschalten usw. . . aus diesem Blickwinkel ist auch am Stammtischargument vom ständigen Benzin-Umrühren durchaus etwas dran. icon_cool.gif


In neuerer Zeit scheinen aber moderne Benzin-Sauger den TDIs auch in Sachen Durchzug den Rang abzulaufen, wie z.B. der Vergleichstest des Golf 5 als 150 PS FSI und 140 PS TDI in der "Gute Fahrt" zeigt.
Daher sind auch diese beiden Fahrzeuge mit ihren Daten im Download vertreten. Wer sie mit ähnlichen Betriebsgewichten vergleicht, kann auch auch hier die altbekannte Überlegenheit des TDIs im Durchzug sehen.

Warum die Verhältnisse im Test genau entgegengesetzt sind, konnte bisher nicht wirklich geklärt werden.
Anhand dieser Berechnung erscheint es z.B. denkbar , daß der Test-TDI gegenüber dem FSI ungefähr 350 kg mehr wog (als Summe von Grundgewicht, Mehrausstattung, Tankfüllung, Insassen, Messausrüstung usw.): bezeichnenderweise sind die Gewichte der Testwagen während der Messungen nicht dokumentiert, sondern nur die minimalen Leergewichte laut Katalog angegeben . . .


Für die Berechnung anderer Fahrzeuge müssen die entsprechenden Daten recherchiert werden.

Die Berechnungsparameter für Fahr- und Luftwiderstand sind ungefähr auf die Golf-Klasse mit 2-Rad-Antrieb ausgelegt und können bei Bedarf im Blatt "Berechnung" geändert werden


Vielen Dank nochmal an Ernst S., der mit dem Fahrschaubild die Grundidee geliefert hat! icon_biggrin.gif



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