Octavia springt schlecht an, obwohl ESP revidiert ist

Hallo Mitschrauber,

diesmal habe ich kein Problem mit meinem eigenen Fahrzeug, sondern mit dem Auto meiner Schwiegereltern...

Bei diesem Wagen ist die undichte ESP (Dank Biodiesel-Verwendung ) beim BOSCH-Dienst im Januar 2015 überholt und bei einer freien Werkstatt eingebaut worden. Auf die Reparatur ist also noch Garantie...

Ich bin jetzt wieder einmal in der Heimat und wollte den Wagen nach der Reparatur probefahren. Jetzt riecht er zwar nicht mehr wie ein altes Ölfass, springt aber trotzdem sehr bescheiden an!
Man muss im kalten und warmem Zustand min. 3 Sekunden orgeln, bevor sich der Selbstzünder zur Mitarbeit bewegen lässt. Auch wenn der Motor sofort nach dem Abschalten wieder gestartet wird, muss man orgeln.

Wenn er läuft, ist alles i. O. Es ist kein Ruckeln oder Leistungsmangel bemerkbar.

Da ich hier im Urlaub bin, habe ich natürlich keine weiteren Mess- oder Prüfgeräte dabei. Nur meinen Laptop mit VCDS - und das ist auch gut so.

Als erstes habe ich mit dem TDI Timingchecker den Einspritzzeitpunkt überprüft. Hier ist alles im "grünen Bereich", d. h. dicht an der blauen Linie.

Ach ja: Es zeigt sich nach kurzem Stillstand immer wieder ein kleines Luftbläschen in der durchsichtigen Zuleitung der ESP.

Im Fehlerspeicher war der Fehler 17656 (Regelung Spritzbeginn) abgelegt. Ich weis aber nicht, oder der noch von der Reparatur stammt oder neu ist.
Ich habe ihn deshalb gelöscht und nach zehnmaligem "Orgelstarten" ist er noch nicht wieder aufgetaucht.

Aufgrund der gesundheitlichen Situation hier vor Ort (Pflegebedürftigkeit) wird das Fahrzeug jeden Tag gebraucht. Deshalb scheidet ein Reklamieren des Fehlers (Fahrzeug "auf den Hof stellen" und warten bis der Fehler gefunden ist) vorerst aus.

Das Auto:
Skoda Octavia 1,9 TDI, 90 PS
MKB: AGR
ESP: Beim BOSCH DIENST komplett revidiert

Habt ihr einen Tipp für mich?

Kassen

Hallo,

bitte prüfe, welche Kühlmitteltemperatur das Motorsteuergerät im entsprechendem Messwertblock sieht und ob diese plausibel ist.
Bitte prüfe auch, welche Einspritzmenge der betriebswarme Motor im Leerlauf hat nur mit Licht an aber ohne Heckscheibenheizung o.ä. Eventuell ist das Mengenstellwerk nach der Einspritzpumpenüberholung generell mit etwas zuwenig Saft eingestellt (prima wären 4-5mg/H, größere Werte verschlechtern das Anspringen und die Maximalleistung).

Viele Grüsse, Rainer

Hallo Rainer,

vielen Dank für die, wie immer, schnelle Antwort!

Die Probefahrt ergab folgendes:
Kühlmittel-Temperaturgeber ist i. O. Je nach Dauer der Fahrt werden im MWB 1-4 72°C bis 84°C angezeigt.
Aber: Die Einspritzmenge (MWB 1-2) liegt zwischen 3,2 bis 3,4 mg/Hub. Das ist nach Deiner Beschreibung eindeutig zu wenig!

Mit abgezogenem Kühlmittel-Geber springt der Wagen sofort an (und macht dann natürlich einen kleinen Drehzahlüberschwinger).

Ich bin daraufhin zur Werkstatt gefahren, die die Pumpe getauscht hat und bin hier auf offene Ohren gestoßen.
Sie haben das schlechte Startverhalten bestätigt und wollen zeitnah mit dem BOSCH Dienst Rücksprache halten, wie und wann man dieses Problem beseitigt wird.

Noch einmal vielen Dank für Deine prompte Unterstützung.

MfG Kassen

oldewurtel hat folgendes geschrieben:

Aber: Die Einspritzmenge (MWB 1-2) liegt zwischen 3,2 bis 3,4 mg/Hub. Das ist nach Deiner Beschreibung eindeutig zu wenig!

Da hast du Rainer falsch verstanden. Niedrige (angezeigte) Werte führen tendenziell zu einem verbesserten Startverhalten und einer leicht erhöhten Maximalleistung.

Die Menge im Leerlauf ist (real) bei warmen Motor und wenig Verbrauchern nahezu konstant. Verschiebt man den Pumpenkopf, so verändert man die angezeigte Menge. Wird also weniger (als die reale Menge) angezeigt, so wird entsprechend beim Start bei einer vorgegebenen Menge real geringfügig mehr eingespritzt als angezeigt. --> Besseres Anspringen.

Zu niedrige angezeigt Werte führen höchstens zu Pumpenruckeln bei minimaler Einspritzmenge (Leerlauf). Solange das nicht auftritt, sind niedrige Werte positiv.

Grüße
Guste

Hallo guste100,

danke für die Richtigstellung.

Aber was ist denn jetzt eine mögliche Ursache für das schlechte Anspringen...?

Ich war der Meinung, dass bei abgezogenem Temperaturgeber die Startmenge angehoben wird und deshalb der Wagen spontan angesprungen ist.

Oder verwechsele ich hier die Startmenge mit der Leerlaufmenge?

Die Startmenge (MWB5-2) betrug übrigens 26,2 mg/Hub.

MfG Kassen

oldewurtel hat folgendes geschrieben:

Aber was ist denn jetzt eine mögliche Ursache für das schlechte Anspringen...? Ich war der Meinung, dass bei abgezogenem Temperaturgeber die Startmenge angehoben wird und deshalb der Wagen spontan angesprungen ist.

Neben einer eventuellen Startmengenänderung wird auch die Mindestdrehzahl, ab der eingespritzt wird, reduziert, wenn du den Temperaturgeber abziehst.

Schau dir mal während des 3s Startens die Drehzahl und Einspritzmenge an. Ggf loggen und hinterher anschauen, sofern dies in der kurzen Zeit sinnvolle Messwerte liefert.
Schau auch ob der Turbomodus vom MSG und Interface unterstützt wird.

Grüße
Guste

Zitat:

Mit abgezogenem Kühlmittel-Geber springt der Wagen sofort an (und macht dann natürlich einen kleinen Drehzahlüberschwinger).

Nicht lange herumfackeln sondern im freien Teilehandel einen neuen besorgen. Wechsel dauert maximal 5min.

Viele Grüsse, Rainer

Zitat:

Mit abgezogenem Kühlmittel-Geber springt der Wagen sofort an (und macht dann natürlich einen kleinen Drehzahlüberschwinger).

Ist logisch, es wird maximal vorgeglüht (was bei aktuell über 5° C sonst eigentlich gar nicht gemacht wird), und umso williger springt er an. Der Überschwinger mag durch die zu fett eingestellte Pumpe verursacht werden.
Sicher ist, daß die Vorglühanlage funktioniert, und die Pumpe fördert.
Wenn schon, dann sollten alle Temperatursensoren auf Plausibilität kontrolliert werden. Dazu wurde zwar schon aufgefordert, aber es wurde nur bei warmem Motor die Kühlmitteltemperatur geprüft. Bei warmem Motor sollte ein defekter Kühlwasssertemperaturfühler aber wenig Einfluß auf das Startverhalten haben.
Wurde der Einspritzzeitpunkt in Grundeinstellung, bei warmem Motor, und für den richtigen MKB geprüft? Stimmt die Einstellung der NW?
hg
Herbert

Hallo Mitschrauber,

jetzt bin ich wieder zu Hause in BaWü angekommen (und habe den Octavia in Norddeutschland gelassen, damit die Werkstatt sich das bei gegebener Zeit anschauen kann).

@ Herbert: Ich habe auch bei kaltem Motor (10 °C Außentemperatur) die Kühlmitteltemperatur ausgelesen. Sie entsprach der Außentemperatur.

Was mir aber vor der Wiedermontage der Motorabdeckung (und nach Werkstattbesuch und nach meinem Beitrag hier) aufgefallen ist, dass die Leckölleitungen/Rücklaufleitungen "zerrupft" aussehen und jede Menge Luftblasen in Richtung ESP gesaugt werden...!

Diese Art von Whirlpool kann sich doch nur negativ auf die Startwilligkeit auswirken

Eine eher rhetorische Frage: Können undichte Leckölleitungen diese Luftblasen verursachen?

Warum diese "Cent"-Teile nicht gleich beim ESP-Tausch mitgewechselt wurden, entzieht sich leider meiner Kenntnis.

Bei den überarbeiteten Düsen vom Admin für meinen A4 lagen diese Schläuche gleich mit im Paket

MfG Kassen

Zitat:

Eine eher rhetorische Frage: Können undichte Leckölleitungen diese Luftblasen verursachen?

Natürlich.... diese zuerst mal erneuern... evt. hat sich das Problem dann erledigt.

Eine 5Meter Rolle im freien Teilehandel plus ein Dutzend Oetikerklemmen in 9mm kosten ein paar Euro. Damit lassen sich auch gleich sämtliche Steuerleitungen erneuern und es gibt von daher keine Zweifel mehr!
Die Oetikerklemmen braucht man für die Leckölleitungen allerding nicht-die sind durch Aufstecken dicht!