Erfahrungsbericht mit undichter Einspritzpumpe!

Am 24.12. fing der Passat meiner Frau an nach Diesel zu stinken - ESP zwischen
Pumpengehäuse und Pumpenkopf undicht. Da der Wagen viel mit Biodiesel
gefahren wird, dachte ich schon, dass das jetzt Munition für die Anti-Biodiesel-Fraktion
ist. Weit gefehlt, sowohl die Dichtung des Pumpenkopfes als auch die Dichtungen des
Mengenstellwerks waren was Abmessungen und Materialbeschaffenheit anbetrifft in
einwandfreiem Zustand aber die Dichtung des Pumpenkopfes hatte eine einwandfreie
Montagebeschädigung. Wunderlich ist nur, daß das 6 Jahre gehalten hatte.

Toll war den Dichtungssatz (Bosch 2 467 010 003 - € 11,14 - passt für alle neueren
VP37 Pumpen - enthält keinen Simmering!) auf die schnelle zu bekommen und die
Kommentare in den jeweiligen Werkstätten auszuhalten ohne einen Mord zu begehen!
('Kann man nicht reparieren', 'Kriegen sie sowieso nicht hin' , 'Das geht nur im Werk'
etc.!)

Nachdem ich diverse Werten mit VAG-COM abgenommen hatte (Regelschieberweg
stehender Motor/Zündung an/Motor kalt) sowie Einspritzmenge und Regelschieberweg
im Leerlauf bei 50°, 70° und 89° ging es dann zur Sache. Vor dem Ausbau der ESP habe
ich die Einbaulage der Pumpe an der Konsole markiert um nicht allzuviel Problem bei der
dynamischen Einspritzzeitpunktsprüfung zu haben. Das nächste Problem war das Antriebszahnrad der ESP: bombenfest auf dem Konus und natürlich keinen flachen
Abzieher. Also den Vorderwagen in Servicestellung gebracht, normalen 2-Arm-Abzieher
ein wenig modifiziert und Vorspannung auf das Zahnrad gegeben, ein kleiner Schlag mit dem Kunststoffhammer und das Zahnrad war ab! Achtung! Unbedingt einen Lappen unterlegen damit der Keil nicht in den Zahnriemenschacht fällt!
Danach war der Ausbau einfach!

Ab mit der ESP in den Schraubstock (Kunsttoffbacken und nicht festknallen!),
Mengenstellwerk an 4 bis 5 Stellen mit der Reißnadel gegen das Pumpengehäuse
markiert und ausgebaut. Die Sicherungsschraube habe ich mit einem Schraubenzieher entfernt nachdem ich mit dem Dremel einen Schlitz eingefräst hatte. Wurde später
durch eine Normale Inbus M6X60 ersetzt.

Um den Pumpenkopf abzudichten muß das Mengenstellwerk nicht abgebaut werden, ich
wollte aber alle wichtigen Dichtungen erneuern, da ich zu dem Zeitpunkt noch nichts von
dem eigentlichen Schaden an der Dichtung wusste. Außerdem war ich neugierig.

Danach habe ich das Drehmoment der Pumpenkopfschrauben ermittelt (ca. 10-12Nm) zwei
gegenüberliegende Pumpenkopfschrauben entfernt und zwei M6 Führungsstifte eingedreht.
Dann die beiden verbliebenen Schrauben gleichzeitig und langsam geöffnet und entfernt
um ein Verkanten des Pumpenkopfes zu vermeiden. Hierbei ist es unbedingt erforderlich
die ESP mit dem Pumpenkopf nach oben zu fixieren. Wenn man sie sanft behandelt kann
man sie gut im Schraubstock fixieren, was ich anderen Methoden vorziehen würde.

Vom Innenleben der Pumpe war ich richtig enttäuscht, das hatte ich mir komplizierter
vorgestellt!

Weiter Schäden oder etwaige Ablagerungen waren in der ESP nicht festzustellen.

Also Mengenstellwerk wieder aufgesetzt und entsprechend den Markierungen festgezogen.
Solange der Pumpenkopf noch demontiert ist kann man sehr gut sehen ob der Nocken/
Zapfen des Mengenstellwerks richtig sitzt - wenn nicht kann es peinlich werden (Siehe
auch den Fachartikel von Marcello). Dann den Pumpenkopf mit neuer Dichtung (O-Ring)
aufsetzen, mit zwei Schrauben fixieren, die Führungstiffte entfernen, restliche Schrauben
einsetzen und alle 4 Schrauben über Kreuz mit 12Nm festgezogen. ESP eingebaut, angeschlossen und über den Rücklaufanschluß entlüftet (Ganz wichtig!!). Motor angelassen
und mit VAG-COM die Einstellung des Mengenstellwerks vorgenommen. Dadurch, daß ich
die Werte bei mehreren Temperaturen festgehalten hatte ging das ziemlich schnell, ist
aber echt fummelig. Man hat das Gefühl das Gehäuse garnicht verschoben zu haben und
trotzdem hat sich die Einspritzmenge gewaltig verändert. IMO ohne Diagnosetool nicht
machbar oder zumindestens sehr schwierig.

Jetzt ist alles dicht und der Motor läuft wieder ganz prima. Da ich die vorherige Einspritzmenge nicht ganz genau hingekriegt habe und sie jetzt etwa 0,3 mg/Hub größer
als vorher ist hat sich das ewige Problem der Drehmomentschwäche beim Beschleunigen
aus niedriger Drehzahl im hohen Gang (Motor wirkte ewas unwillig und brummig - deshalb
wurde der Kick-down oft benutzt) erledigt. Das ergibt für mich daß die tolle Bosch-Teststand
Einstellung auch nicht das gelbe vom Ei ist!

Mein Fazit aus der ganzen Aktion: Undichte ESP ist kein Weltuntergang - vorausgesetzt
man verfügt über ein paar Hilfsmittel (Geduld, Zeit, saubere Werkbank, Vakuum- oder
Saugpumpe, Abzieher und einem Diagnosewerkzeug). Ich habe ungefähr 8 Stunden dafür gebraucht und glaube es jetzt in 6 Stunden hinzubekommen.

Mich würde nur interessieren wie man bei den ESP mit zweiteiligen Zahnrädern den Simmering wechseln kann. Meine Annahme ist, daß man mit der Meßuhr den ESP-Kolben-
hub benutzen kann? Sollte ich das ganze mal an meinem Golf machen müssen werde
ich berichten.

Danke fuer diesen Bericht.

Hast du auch Bilder von dem Spass gemacht, damit man als "noch nicht ESP ausgebaut habender" sehen kann, was einen erwartet ?

Online stellen oder Scannen sollte kein Problem darstellen.

Danke
m,

Hallo Dieselmartin,

ich habe keine Digicam und hatte auch keinen Film da - Außerdem ist mein Scanner hin!

Aber ich denke, daß es bereits genug Bilder zu dem Thema hier im Forum gibt.
Viel hilfreicher als Bilder sind die diversen Zeichnungen in diversen Reparaturanleitungen.
Wie ich schon sagte braucht man etwas Zeit und Geduld und dann erschliesst sich der
Ausbau der ESP fast von selbst!

Danke an dich und meine Anerkennung. Hut ab so Artikel helfen anderen wirklich weiter. Bzgl. deiner Golf Frage kann ich dir leider nichts sagen.
Matthias

matthiasTDI96 hat folgendes geschrieben:

Danke an dich und meine Anerkennung. Hut ab so Artikel helfen anderen wirklich weiter. Bzgl. deiner Golf Frage kann ich dir leider nichts sagen. Matthias

Ich schließe mich zu 100% an.

Wenn Rainer Dich als Autor freischaltet, wäre der Bericht IMO etwas für die Fachartikel-Sammlung.

Etwas gestrafft (z.B. ohne Mordgedanken ), dafür mit Bildchen / Zeichnungen angereichert würde ich ihn glatt mit 11 Punkten bewerten

Hallo Jürgen,

hab mit großem Interesse dein Bericht durchgelesen.

So wie ich es verstanden hab, hast du nur 2 Dichtungen (zw. Deckel u. MSW, und zw. MSW u. ESP) ausgetauscht. Wieso musste dann die ESP ausgebaut werden, oder hast du doch alle Dichtungen (also auch zw. HD u. Gehäuse) ausgetauscht?

Ich habe vor kurzem auch eine Dichtung zw. Deckel u. MSW an meiner ESP austauschen müssen, war absolut easy:

http://community.dieselschrauber.de/viewtopic.php?t=7345

Ich habe inzwischen ein komplettes Dichtset incl. Wellenring für meine ESP besorgt und habe im Sommer vor alle Dichtungen an der ESP zu tauschen. Wenn man die Pumpe ausbaut, dann soll auch das HD-Teil kein großes Problem sein (Vorsicht, Zeit, Geduld und Fachliteratur natürlich vorausgesetzt).

Tankst du auch weiterhin Biodiesel?

Gruß, Georg

Hallo Georg-TDI,

wenn Du meinen Beitrag nochmal nachliest (Ich gebe zu, dass er lang ist!) wirst Du
sehen, dass der Grund der Massnahme ein Leck zwischen Pumpenkopf (manchmal
auch HD-(Hochdruck)Pumpe genannt!) war. Der Grund für das Leck war wohl
eindeutig nicht die Verwendung von Biodiesel, sondern ein eindeutiger Montagefehler,
wahrscheinlich bei Bosch, war. Der O-Ring war verdreht eingebaut und ein kleines
Stück des Umfanges war abgeschert. Mich wunderte nur, dass das 6 Jahre oder 180TKM gehalten hat, man lernt nicht aus! Die Dichtungen von MST und MST-Deckel waren
einwandfrei.

IMO ist allerdings die Toleranz zwischen Aussenbund des Pumpenkopfes und dem
ESP-Gehäuse ziemlich gross und damit Leckageprobleme bereits vorprogrammiert!

Ich werde auch weiterhin Biodiesel tanken, warum nicht? Habe allerdings einen
festen Lieferanten und tanke das nur bei diesem da er auch nur einen festen
Lieferanten (Aus der Region!) hat!

KLEINER NACHTRAG:
Der Wagen fing schon einige Zeit vorher schlecht anzuspringen wenn er länger als
einenTag nicht bewegt wurde. Das ist vollkommen weg. Man schaut den Schlüssel nur
an und schon läuft er! Also auch an dieser Stelle ist eine Möglichkeit zum Luftziehen
ohne sichtbare Leckage nach Aussen gegeben und bei VAG wird dann die gesamte
ESP gewechselt. Echte Teilewechsler aber schlaue Sprüche!

Hallo

Danke für den super Bericht, er wird mir bei der gleichen Aufgabe mit Sicherheit helfen.

Eine Frage hab ich bitte zu folgender Aussage:

ESP eingebaut, angeschlossen und über den Rücklaufanschluß entlüftet (Ganz wichtig!!)

Wie ist das gemeint ? Hab in diversen Beiträgen zum Thema Entlüftung nichts lesen können...

Danke

Moin,

mit einer großen Spritze an dem ESP Rücklauf saugen bis Kraftstoff kommt.

Gruß
A.