Bremssattel vorn überholen

Moin,
der Wagen zieht seit längerer Zeit leicht nach rechts und zeigte auch gelegentlich rechts vorn höheren Belagverschleiß. Korrekturen der HA-Führung und Sturzkorrekturen vorn im Toleranzbereich brachten nichts, auch einen Radlagerdefekt und -tausch hat das Problem überstanden. Die Führungsbolzen der Bremssättel sind gängig, die Belagführungen werden einmal im Jahr gereinigt und gefettet.
Ich habe jetzt den Bremssattel rechts vorn zerlegt (ein-Kolben Sattel von Girling). Kolben und Wand im Sattelgehäuse haben keine Korrosion. Die Zylinderwand zeigt in Stellung etwa 7 Uhr (wenn man reinschaut, 3 Uhr ist Fahrtrichtung) deutliche Reibspuren, der Kolben hat entsprechend Gleitspuren (matt) auf der verchromten Oberfläche.
Der Kolben läßt sich ohne Manschette trocken von Hand gerade so einführen, dabei leise Quietschgeräusche.
Habe ich da einen leicht klemmenden Kolben?
hg
Herbert

Zitat:

Habe ich da einen leicht klemmenden Kolben?

Ich denke nicht. Neu ist er aber nicht mehr.

Hauptproblem ist meist Rost hinter den Staubmanschetten an der Zylinderwand und in der Nut, in der die Manschette fixiert ist. Das muß alles sauber sein.

Aaaaber, wenn das Fahrzeug wegen einer hängenden Bremse nach rechts zieht,
sollte man ein klemmendes Rad und eine verfärbte Bremsscheibe zu sehen bekommen.

Streng genommen müsste er eigentlich sogar leicht nach "Links" ziehen, wenn Fahrzeug serienmässig. Warum ---> negativer Lenkrollradius.

Ist Spreizung u. Nachlauf in Ordnung, Reifen gleich?

Moin,
der Wagen zieht seit längerer Zeit leicht nach rechts

Im Allgemeinen gibt es bei Reklamationen des nach-rechts-ziehens sehr viele Fehldiagnosen, was hauptsächlich am Rechtsverkehr in Zusammenhang mit nach rechts abfallenden Straßenoberflächen liegt.


und zeigte auch gelegentlich rechts vorn höheren Belagverschleiß.

Gelegentlich ?

Wenn beide Klötze der rechten Bremse stärker verschlissen sind als die der Linken, kann schon ein schwergängiger Kolben die Ursache sein.


Ich habe jetzt den Bremssattel rechts vorn zerlegt (ein-Kolben Sattel von Girling). Kolben und Wand im Sattelgehäuse haben keine Korrosion. Die Zylinderwand zeigt in Stellung etwa 7 Uhr (wenn man reinschaut, 3 Uhr ist Fahrtrichtung) deutliche Reibspuren, der Kolben hat entsprechend Gleitspuren (matt) auf der verchromten Oberfläche.

Soweit mit dem Meßschieber kein Verschleiß gemessen werden kann und keine spürbaren Riefen o. ä. drin sind, ist das in Ordnung.


Der Kolben läßt sich ohne Manschette trocken von Hand gerade so einführen, dabei leise Quietschgeräusche.
Habe ich da einen leicht klemmenden Kolben?

Das ist schwer zu sagen ohne es zu spüren. Bedeutet 'gerade so' mit Reibwiderstand, klemmt der Kolben stellenweise ?

Wenn er (zu) schwergängig ist müsste der Kolben und / oder der Zylinder verformt sein, was man messen könnte.

Wenn eine Bremse durch einen leicht klemmenden Kolben beeinträchtigt ist, kann man ein
'klemmendes Rad' nur dann feststellen, wenn der Kolben gerade klemmt.

Eine verfärbte Bremsscheibe ist auch kein Indiz, diverse Anlauffarbstufen sind auf Bremsscheiben nicht zu erkennen; auch die deutlich zu erkennende Blauverfärbung ist sehr schnell wieder weggebremst.

Wenn die rechte vordere Bremse klemmt kann das Fahrzeug nach rechts ziehen. Nicht nach links. Durch das abgebremste rechte Vorderrad entsteht ein Giermoment welches das Auto nach rechts ziehen lässt. Die über den neg. Lenkrollradius eingebrachten Kräfte sind dabei vernachlässigbar gering.

Wenn Spreizung u. Nachlauf nicht in Ordnung wären, wären in der Praxis auch die Werte für Spurdifferenzwinkel und Sturz nicht in Ordnung.

Wenn Spur und Sturz i. O. und Spreizung u. Nachlauf nicht i. O. sind wäre die Frage, was an dem Auto im Bereich der v. Radaufhängungen gebastelt, umgebaut oder (unfall-)beschädigt ist.

Reifen können durchaus nach-rechts-ziehen oder nach-links-ziehen verursachen, das kann man im Ausschlussverfahren mit anderen Rädern prüfen.

Letztendlich darf man bei hartnäckigen Geradeauslauf-Problemen die Hinterachse nicht vergessen.

Zitat:

Eine verfärbte Bremsscheibe ist auch kein Indiz, diverse Anlauffarbstufen sind auf Bremsscheiben nicht zu erkennen; auch die deutlich zu erkennende Blauverfärbung ist sehr schnell wieder weggebremst.

Wer spricht denn von der Reibfläche?


Das noch viele andere Faktoren zu berücksichtigen sind, weiß Herbert genau.

Darum ihn zuerst mal antworten lassen....und sehen, wieviel Aufwand er treiben möchte.

Wer spricht denn von der Reibfläche?


Was soll das jetzt ?

Welcher Bereich einer Bremsscheibe soll sich denn sonst sichtbar temperaturbedingt verfärben wenn nicht die Reibfläche ?

Moin moin,
erst mal Danke für Eure Informationen.
Wie schon gesagt, Korrosion ist nicht vorhanden, bis auf Spuren in der Nut der Staubmanschette. Die habe ich mit einer feinen Feile und der Nylonbürste am Proxxon-Schleifer bis auf Narben entfernt. Da steht und stand sicher nichts hoch. Die Innenwand des Zylinders habe ich mit der feinen Messingbürste und Rot-Weiß auspoliert. Der Kolben läuft etwas glatter und freier, und ist voll drehbar (war aber vorher auch).
Laßt mich erst mal den Bremssattel fertigmachen und wieder einbauen.
hg
Herbert

Bremsschlauch is auch OK?

Klaro - ist 4 Jahre alt. "Verfallsdatum" bei dem Modell ist 7 Jahre.
lg
Herbert

Moin moin,
der Bremssattel ist wieder zusammen- und eingebaut, entlüftet und funktioniert.
Es war ein Versuch, aber das eigentliche Problem ist nicht weg.
Bevor wir jetzt aber weiter diskutieren, ich werde nach den vorangegangenen Reparaturen erst mal eine neue, aktuelle Vermessung machen lassen. Davor will ich noch die HA Führungslager tauschen, die sind zwar laut TÜV ok, aber 400Tkm alt.
Danke,
Herbert