Einstellung der Einspritzdüsen/Düsenhalter eines VP-TDI | |||||||||||||||||||||||
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dieselschrauber 08-11-2012, 12:12 | |||||||||||||||||||||||
Düsen einstellen und prüfen - bei der überwiegenden Mehrzahl der Düsenhalterkombinationen von VAG TDIs mit Verteilereinspritzpumpe (VP37/VP44) handelt es sich um Düsen mit Zweifedersystem. Zweifedersystem bedeutet, es sind 2 einzelne Düsenfedern vorhanden, die einen abgestuften Verlauf der Einspritzung ermöglichen.
So öffnet z.B. bei 190bar die erste Öffnungsstufe und die Nadel erlaubt den Durchfluss einer geringen Einspritzmenge. Ab 300bar öffnet die zweite Stufe und gibt den vollen Durchsatz der Düse frei. Üblich sind Düsenhalterkombinationen mit 190/300 bar (z.B. Motorkennbuchstaben 1Z, AFN, AHF, AEL) und 220/300 bar (z.B. ALH, ASV, AHY, AXG). Ist auf der Überwurfmutter der Düse eingeprägt. Lediglich einige sehr alte Motoren verwendeten Düsen mit Einfeder-Düsenhalter, auf die hier nicht weiter eingegangen werden soll. Prinzipiell ist der Aufbau sehr ähnlich, nur daß die zweite Öffnungsstufe komplett fehlt. Notwendiges Werkzeug: - Düsenprüfgerät - Guter Ringschlüssel SW15 - Schieblehre mit mindestens 0,05mm Genauigkeit - Saubere Arbeitsfläche Bei allen Arbeiten an Düsenhalterkombinationen ist auf absolute Sauberkeit zu achten. Sprich blitzsaubere Hände, Arbeitsunterlagen und Werkzeug. Feiner Sand oder Fussel können alle Arbeiten als sinnlos disqualifizieren! Beim Zerlegen alter Düsenhalterkombinationen ist üblicherweise die Einspritzdüse mit Ölkohle mit der Überwurfmutter verbacken. Um ein Verbiegen/Abbrechen der Führungsstifte im Düsenhalter zu verhindern, empfiehlt es sich die Düse nach 1-2 Umdrehungen per Hammerschlag auf die Düsenspitze zu lösen. Da die alte Düse sowieso entsorgt wird, muss man hier nicht zimperlich sein. Also aufgemerkt ihr Geizhälse, die die alten ausgenudelten Düsen wieder zurück haben wollt um sie zu verklickern. Das war vorher Schrott (sonst gäbe es keinen Grund die Düse zu ersetzen) und hinterher erst recht. Mit den üblichen Handtestern lässt sich nur die erste Öffnungsstufe testen, erst ein Prüfstand mit Messung der Durchflussmenge oder des Druckverlaufs erlaubt belastbare Aussagen zur zweiten Öffnungsstufe. Durch das Federsystem wirken sich Änderungen der ersten Öffnungsstufe auch auf die zweite Öffnungsstufe aus, durch die Praxis hat sich gezeigt, daß bei richtig eingestellter erster Stufe auch die zweite gut passt. Bei nicht verbastelten Düsenhalterkombinationen reicht es also beim Ersatz der Einspritzdüse die erste Öffnungsstufe zu prüfen und einzustellen. Bei verbastelten Düsenhalterkombinationen wird die Sache sehr schnell extrem aufwendig, da sich durchaus das Innenleben der 4 Düsenhalterkombinationen in relevanten Maßen unterscheiden kann. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß dies so ist. Offensichtlich wird bei der Fertigung lediglich auf die richtigen Eigenschaften der fertigen Düsenhalterkombination, also die Öffnungsdrücke geachtet. Abweichungen in den mechanischen/dynamischen Eigenschaften z.B. der Federn werden durch mechanische Anpassungen "korrigiert". Die Inhalte mehrerer Düsenhalterkombinationen zu vermischen bzw. beim Zusammenbau nicht darauf zu achten was wo drin war, ist also eine sehr schlechte Idee. Bei richtiger Einstellung der ersten Öffnungsstufe kann man mit einem Trick die zweite Öffnungsstufe halbwegs prüfen ohne aufwendiges Equipment zu nutzen: Das Druckstück der ersten Öffnungsstufe steht den Druckstück der zweiten Öffnungsstufe bei den üblichen Düsenhalterkombinationen für VAG VP37 um ca. 0,25 - 0,30 mm vor. Zur Einstellung werden Distanzplättchen verwendet die in 0,05mm Abstufungen der Dicke erhältlich sind. 0,05mm entsprechen ca. 10bar Druckunterschied. Zur möglichst genauen Einstellung kann man die Distanzplättchen mit feinem Schmirgelleinen dünner schleifen. In der Praxis hat sich gezeigt, daß dies in Grenzfällen die akustischen Eigenschaften im Motorleerlauf verbessern kann. Z.B. bei 3 Düsenhalterkombinationen mit 182bar Öffnungsdruck der ersten Stufe und 1 Düsenhalterkombination mit 198 bar Öffnungsdruck der ersten Stufe können empfindliche Ohren einen leicht unrunden Motorlauf feststellen. Dies zeigt sich dann auch in den Messwerten der Leerlaufruheregelung im Messwertblock 13 des Motorsteuergeräts (Diagnosetool: VCDS / OBD2 Profi-Diagnose KKL+CAN, HEX-V2, HEX-NET). Die Werte der Leerlaufruheregelung sind nicht überzubewerten, da hier natürlich noch viele weitere die Leistungserzeugung beeinflussende Faktoren einfliessen, wie z.B. die Kompression des entsprechenden Zylinders. Ebenso können sich Laufungleichförmigkeiten im Riementrieb auswirken, z.B. ein nicht mittig montiertes Keilrippenriemenrad oder eiernde Spannrollen. Um die in der Praxis unvermeidlichen geringen Einstellungs-Unterschiede zwischen den Öffnungsdrücken der einzelnen Düsenhalterkombinationen etwas auszugleichen und den Rundlauf des Motors zu optimieren, empfiehlt es sich die Düsenhalter so einzubauen, daß in der Zündreihenfolge sich eine mit mehr Öffnungsdruck mit einer mit weniger Öffnungsdruck abwechselt. Die Position der Düsenhalterkombination mit Nadelhubgeber ist dabei fix und darf nicht verändert werden. Gut: + Abweichung, - Abweichung, + Abweichung, - Abweichung. Schlecht: + Abweichung, + Abweichung, - Abweichung, - Abweichung.
Dipl.-Ing. (FH) Rainer Kaufmann - Kaufmann Automotive GmbH
VCDS Zuletzt bearbeitet am 07-11-2023, 23:23, insgesamt 15-mal bearbeitet. |
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