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Viel Arbeit für wenig PS: Praxiserfahrungen zum VP 37 Tuning

 
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ulf
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Beitrag19-04-2002, 20:19    Titel: Viel Arbeit für wenig PS: Praxiserfahrungen zum VP 37 Tuning Antworten mit Zitat

Hi zusammen

Über Manipulationen am Regelweggeber läßt sich die Einspritzmenge nur in gewissen Grenzen erhöhen, weil der Motorcomputer beim Einschalten der Zündung das Verhältnis von Stellwerkstrom und Gebersignal prüft und bei Ergebnissen außerhalb des Toleranzfeldes blinkende Fehlermeldungen setzt.
Das Toleranzfeld ist so eng, daß die erreichbaren Mehrleistungen nach meiner Erfahrung an einem 97er AFN auf etwa 4 ruckelfreie PS beschränkt sind.
Wenn man starkes Teillastruckeln und Leerlaufprobleme in Kauf nimmt, sind schätzungsweise 15 Mehr-PS möglich.

Da beim Feinabgleich eine Einstellpräzision im 10tel mm-Bereich über Ruckelfreiheit und Höhe der Mehrleistung entscheidet, ist eine brauchbare Justage ohne ein hochauflösendes Meßgerät für Induktivitäten (LCR-Digitalmultimeter o.ä.) praktisch nicht möglich.
Die Arbeit sollte bei kaltem Motor vorgenommen werden, da sich die µH-Meßwerte des warmen HDK-Gebers während des Abkühlens verändern und falsche Einstellungen begünstigen.

Meine Empfehlungen zum Ablauf:

1. Bei abgezogenem Pumpenstecker die µH-Werte von Referenzspule (Kabel 1 - 2 = um 1300 µH) und Meßspule (Kabel 2 - 3 = um 950 µH) ermitteln und aufschreiben.

2. Zur Vermeidung von Diesel-Schweinereien im Motorraum die Pumpe teilentleeren: Vor- und Rücklauf am Filter lösen, den Vorlaufschlauch in ein Auffanggefäß halten und in den Rücklaufschlauch Überdruck einspeisen (z.B. per großer Arztspritze). Wenn nach etwa 5-10 Minuten ca. 0,1 Liter ins Auffanggefäß getröpfelt sind, den Pumpendeckel abnehmen.
Daß dabei die µH-Werte beider Geberspulen etwas ansteigen (wegen verringerter Wirbelstromverluste) ist normal und hat keinen störenden Einfluß auf die Justage, allerdings sollten die "neuen" Werte ebenfalls notiert werden.

3. Den Spielraum bis zur Fehlererkennung durch den Motorcomputer ausloten: Die Schraube am riemenseitigen Ende des hufeisenförmigen Gebers lösen und den Referenz-Kurzschlußring so verschieben, daß der Meßwert um etwa 80 µH ansteigt. Pumpenkabel aufstecken und Zündung einschalten. Wenn die Vorglühkontrolle nicht blinkt (bei meinem 97er AFN erst nach 30 Sekunden, also abwarten), in Schritten von ca. 10 µH weiter erhöhen, bis es blinkt. Dann den Wert wieder verringern usw., und so die Fehlerschwelle möglichst genau einkreisen.
Die Pumpenkabelverbindung immer nur bei ausgeschalteter Zündung öffnen bzw. schließen!
Sollte der Spielraum nur 30 µH oder weniger betragen, so lohnt sich die weitere Arbeit nicht bzw. man bewegt sich zu nahe an der Fehlerschwelle: den Ring wieder auf den Originalwert fixieren, und den Pumpendeckel sowie die Kraftstoffanschlüsse montieren.
Ansonsten die Referenzspule zur späteren Orientierung nochmal auf den Ausgangswert justieren.

4. Zur Ruckelvermeidung die Zielgröße für die Verschiebung des Meßringes nach der Faustregel
"0,85 x (Spielraum des Referenzringes - 25 µH)"
festlegen. Blinkt also die Vorglühleuchte z.B. ab einer Erhöhung auf der Referenzseite um 90 µH. so sollte auf der Meßseite eine Erhöhung von 0,85 x (90µH - 25µH) = 55µH angestrebt werden.
Die Fixierschraube des Meß-Kurzschlußringes (oben in der Stellwerkwelle) etwa 3 Umdrehungen lösen, dabei den Sechskant mit einem Ringschlüssel gegenhalten. Zum Lösen des Kegelsitzes die Welle mit dem Ringschlüssel mehrmals abwechselnd gegen beide Anschläge drücken.
Den Meßring in der Nullmengenstellung auf den berechneten erhöhten Wert drehen und wieder fixieren. Beim Anziehen der Schraube kann sich der Meßwert verändern, wobei ein Überschreiten der Zielgröße um etwa 5 µH im Hinblick auf spätere Fehlermeldungen noch nicht kritisch ist.

5. Die Anhebung des Referenz-µH-Wertes sollte um 15% stärker ausfallen als die tatsächliche(!) Verschiebung des Meßringes. Beispiel: Wurde die Einstellung des Meßringes um 58µH erhöht, so wird der Referenzring auf 58µH + 15% = 67µH höher fixiert, wobei diese (unproblematischere) Einstellarbeit tatsächlich aufs µH präzise erfolgen sollte.
Für höhere Mehrleistung statt Ruckelfreiheit reicht die Verstellung des Referenzringes aus, sicherheitshalber mit etwa 20 µH Abstand bis zur Fehlergrenze.
Anschließend den Pumpendeckel und Kraftstoffschläuche montieren.

Treten trotz verstelltem Meßring beim Fahren Ruckelprobleme auf, die Pumpe nochmal leeren, öffnen und den µH-Wert der (präziser justierbaren) Referenzspule in Schritten von ca. 3 - 5 µH absenken; bei Leistungsmangel entsprechend erhöhen.
Sollte wider Erwarten die Vorglühkontrolle blinken, so liegt wahrscheinlich ein "Verfahrensfehler" gegenüber der beschriebenen Methode vor: alle Geberwerte überprüfen bzw. korrigieren. Notfalls wieder die Originalwerte einstellen und ggf. das "Tuning" nochmal neu beginnen.
Gruß Ulf
_________

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