Die oben aufgeführte Seite von Philips
http://www.consumer.philips.com/consumer/de/de/consumer/cc/_categoryid_ECOVISION_CAR_LAMPS_CA_DE_CONSUMER/
ist eine
bodenlose Frechheit:
1) Ganz versteckt findet man die Leistungsangabe: 12 V / 55 W! Und diese 55 W werden verbraucht bzw. von der Lichtmaschine erzeugt. Wie jeder weiß, ist die übliche Leistung einer Scheinwerferlampe 55 W, ziemlich unabhängig vom H..-Type. Letzteres konnte man kürzlich wieder sehen bei Aldi: H1-er, H4-er, H7-er, in drei verschiedenen Varianten (SuperBlue, Blue, und SuperLonglife) angeboten, alle mit 12 V / 55 W. Made in Germany! Und zum einheitlichen Preis!
2) Philips gaukelt uns vor, dass mit dieser Super-Puper-Eco-Lampe Energie (und damit Sprit) gespart werden kann. Nebbich! Die simple Regel gilt: Alle Lampen mit 55 W verbrauchen die selbe Energie, eben 55 W! Das sind bei 12 V Nennspannung knapp 6 A. Egal, welche Super-Puper-Bezeichnung die Lampe haben mag. Würde man von den 55 W abgehen, verlöre man wahrscheinlich die Betriebserlaubnis. Nur eine Lampe kleinerer Leistung könnte eine rechnerische Energieersparnis bringen. Aber, s. Betriebserlaubnis
Wie erreichen die Hersteller bei der selben Leistung von 55 W Super-Longlife oder Superhelligkeit ( + irgendwas Prozent)?
Um eine höhere Strahlungsleistung erreichen zu können, muss nach dem Planckschen Strahlungsgesetz die Temperatur der Strahlungsquelle ansteigen. Das ist mit einer Verschiebung des Lichtspektrums in Richtung Blau verbunden.
Wie wird eine höhere Temperatur erreicht? Durch Erhöhung der Leistungsdichte, d.h. die abstrahlende Fläche muss reduziert werden. Wie geht das? Den Durchmesser der Glühdrahts reduzieren! Da damit leider eine Erhöhung des Widerstands verbunden ist, muss also auch noch die Länge des Drahts reduziert werden, um die 55 W Leistung zu erreichen.
Man kann dieses mit bloßem Auge sehen: hält man eine „Super Longlife“ und eine „Blue -irgendwas“ Lampe nebeneinander, fallen die unterschiedliche Drahtstärke und der geringere Durchmesser des Glühdrahtwendels der „Blue“-Lampe auf. Mit einer Lupe kann man das noch besser erkennen.
Die kleineren Wendel der „Blue“-Lampen glühen also bei höherer Temperatur als die Wendel der LongLife-Lampen. Es wäre sehr verwunderlich, wenn Wolfram als Glühdraht-Material sich anders verhielte als übliche Metalle: Die Festigkeit, d. h. der Widerstand gegen Verformung, geht mit steigender Temperatur zurück, gerade in glühendem Zustand, also kurz vorm Schmelzen.
Jetzt kommt die Mechanik ins Spiel:
Es wird jetzt mal geschätzt, das 90% bis 95% der Masse des Glühdrahts im Wendel liegen. Dieser wird nur durch die kurzen geraden Anschlussstücke, die nicht glühen, gestützt. Die ganze Anordnung ist eine schwingfähiges System.
Schaut man sich jetzt die unterschiedlichen Konstruktionen von H1, (H3), H4 und H7 Lampen an, dann sieht man, dass bei H1 und H3 die Wendel nach dem Einbau in den Scheinwerfer schön von den geraden Anschlussstücken getragen werden. Der Wendel ist dadurch als Teil des schwingenden System weich aufgehängt.
Bei H4 sieht das schon ungünstiger aus, weil die Anschlussstücke vertikal angeordnet sind. Allerdings sieht die ganze Anordnung, insbesondere durch die metallische Abdeckung am äußersten Ende für das Abblendlicht, recht schwer aus und damit träge.
Die H7-er Konstruktionen halten den Glühdraht an sehr massiven Drähten. Der Glühdraht ist u.U. sogar mit kleinen Metallröhrchen an die tragenden Drähte angepunktet. Man kann deutlich sehen, dass der Wendel sehr viel fester aufgehängt ist als bei den anderen Bauarten. Und die vordere Aufhängung steht im Einbauzustand und ist damit sehr steif.
Wahrscheinlicher Grund: Diese Lampe soll „Designer-“ Scheinwerfer-Konstruktionen erlauben, die - im Vergleich zu „normalen“ Scheinwerfern – wesentlich kleiner gebaut werden können. Die Optik verlangt nun nach sehr geringen Toleranzen des Ortes der Lichtquelle. Und deshalb wird er Draht so fest aufhängt, damit er nicht schwingt und damit die Scheinwerfer nicht flackern. Es wäre das erste Mal gewesen, dass „Designer“ etwas kreieren, was nicht nur schön aussieht, sondern auch praktischen Nutzwert hat.
Die „harte“ Aufhängung des H7-Glühfadens lässt die Stöße des fahrenden Wagens sehr viel heftiger als hohe Beschleunigungswerte an den Wendel gelangen als bei den anderen H..-Typen. Die glühenden Wendel sind damit weitaus stärkeren Schwingungen ausgesetzt als bei den anderen Lampentypen. Und so leben die Lampen, egal welchen Typs und welcher Provinienz nur einen Bruchteil der Zeit, wie wir es von z.B. von H1 Lampen kennen. Zumal heutzutage öfter mit Licht gefahren wird als früher.
Bei meinem alten Passat waren in 14 Jahren mit 220 Mm* 4 Lampen H1 auszutauschen, bei meinem Punto in sieben Jahren mit 43 Mm 14 Lampen H7. Dabei wurden die Lampen wirklich nur gewechselt, wenn durchgebrannt, und nicht immer paarweise, wie von den Herstellern empfohlen. (*1 Mm = 1000 km)
Was kann man da tun? Fast nichts, außer fluchen!
Die oben erwähnten Widerstandskabel können zwar die Regelbordspannung von 14 Volt (diese wird vom Regler der Lichtmaschine so eingestellt, damit die Batterie in den Ladezustand gerät) auf dem Weg zur Scheinwerferlampe reduzieren. Damit ist aber zwangsläufig eine Reduzierung der Helligkeit verbunden.
Nach meinen Erfahrungen hat der Hersteller und der Untertyp der H7-Lampe keinerlei Einfluss auf die sehr geringe Lebensdauer: Billigstlampen halten genau so kurz wie die Modelle der Markenhersteller, im Schnitt ca. ein Jahr. Das sind bei der meiner Fahrweise des Puntos ca. 120 h. Ende!
Warum sollte sich die Situation auch verbessern?
Die Lampenhersteller freuen sich einen Knopf an die Backe, mit den H7-Lampen endlich eine Cash Cow gefunden zu haben, die sich in Stückzahlen verkaufen lässt, von denen man bei den Vorgängertypen nur träumte. Und stellen mit den „Blue“-Lampen sogar noch anfälligere Lampen mit kürzerer Lebensdauer her.
Und die Autoindustrie freut sich auch: Heißt es doch in den Betriebsanleitungen der neueren Wagen „Wegen eines Wechsels der Scheinwerferlampen wenden Sie sich aus Sicherheitsgründen bitte an ihre Werkstatt. Es müssen unter Umständen Teile des Motors ausgebaut werden“. Kann man einen besseren Promotor für Werkstattumsätze haben? Oder einen Grund, Xenon-Scheinwerfer zu verkaufen, die vielleicht länger halten?
Ein Narr, wer glaubt, es würde sich hier etwas ändern. Man würde vielleicht wieder H1 Lampen bei neueren Modellen benutzen. Es läuft doch alles so toll!