Nachstellung der Auflaufbremse bei ungleichmäßiger Wirkung

Moin,
die Auflaufbremse meines Wohnwagens zeigte bei TÜV zu ungleiche Wirkung. Der freundliche Prüfer hat an der schwächeren Bremse einen Zahn nachgestellt, dann waren die Bremsen in der Toleranz.
Eingehend war das Lüftspiel (Zug der Bremsseile) links und rechts nach Herstellervorgabe eingestellt, die 4000 km gelaufene Bremse (also fast neu) vorher gereinigt und nach Vorgabe gefettet worden. Die Korrektur hat das Lüftspiel auf einer Seite um etwa 0,5 mm verringert.
Mir fehlt die schlüssige Erklärung, wie diese Korrektur sich auswirken konnte.
Der Ausgleichsbügel bewirkt eine symmetrische Verteilung der Zugkraft der Auflaufeinrichtung. Die Bremsen sprechen natürlich je nach Spiel anfangs unterschiedlich an, sollten sich aber doch bei steigender Zugkraft angleichen ? Die unterschiedliche Spannung der Rückholfedern scheint
mir eine geringe Rolle zu spielen. An eine deutlich unterschiedliche Selbstverstärkung mag ich auch nicht glauben. Aber etwas muß ja einen unterschiedlichen Anpreßdruck der Beläge und damit eine unterschiedliche Bremswirkung verursacht haben.
hg
Herbert

Hallo,

in Zeiten in denen ich keinen Bremsenreiniger zuhause hatte: mit fettigen/öligen Fingern in die Trommel gefasst?

Klingt banal, war aber an mindestens einem meiner Autos zu spüren, worauf ich zukünftig mehr darauf achtete. Seitdem immer Schlussreinigung mit Bremsenreiniger.

Viele Grüsse, Rainer

Sicher nicht. Dann hätte auch die Nachstellung nicht so funktioniert.
hg
Herbert

Herbert hat folgendes geschrieben:

Mir fehlt die schlüssige Erklärung, wie diese Korrektur sich auswirken konnte.

Servus Herbert,

soweit mein Hirn nach der Hitze heute noch funktioniert, könnte ich mir vorstellen, daß je nach Bauart möglicherweise die Metallhülle des Bowdenzugs einer Seite defekt ist
und sich beim Bremsen erst ein kleines Stück ineinander schiebt, bevor die Kraft richtig übertragen wird.
Oder eine Seite vom Seilzug ist schwergängiger, d.h. die übertragene Kraft kommt durch den Ausgleichsbügel erst "später" am Belag an.

Gruß Richard

Moin Richard,
das ganze Fahrzeug hat 4000 km gelaufen. Schon deshalb würde ich einen defekten oder schwergängigen Bowdenzug ausschließen. Eine defekte Außenhülle würde sich auch beim Lösen der Bremse nicht wieder auseinanderschieben. Schwergängig ist auch keiner der Züge. Und wie gesagt, die Korrektur um einen Zahn hat die Bremswirkung erheblich erhöht.
hg
Herbert

Moin Herbert,

Herbert hat folgendes geschrieben:

...die 4000 km gelaufene Bremse (also fast neu)

Ich ging nur von der Bremse aus...

Herbert hat folgendes geschrieben:

das ganze Fahrzeug hat 4000 km gelaufen. Schon deshalb würde ich einen defekten oder schwergängigen Bowdenzug ausschließen

Da gebe ich Dir recht

Vielleicht ist es ein Zusammenspiel von Bauteil-Toleranzen und nicht 100% gleichmäßig abgenutzten Belägen und die Korrektur um einen Zahn hat das ausgeglichen...

Gruß Richard

Moin,
ich denke etwas weiter gekommen zu sein.
Bei der Trommelbremse, wie wir sie von VW kennen, werden die Bremsbacken von den Rückzugfedern oben gegen die Druckstange und unten an das Gegenlager gespannt. Einmal zentriert, haben die Backen eine annähernd definierte Ruhelage, und werden beim Betätigen der Bremse nur noch gleichmäßig gespreizt.
Bei der ALKO-Anhängerbremse sind die Bremsbacken mit dem Spreizschloß dagegen nahezu schwimmend gelagert, die Rückzugfeder zieht die Backen nur an das Spreizschloß. Lediglich beim Bremsen stützt sich die auflaufende Backe an der Nachstelleinheit - Rändelrad - ab.
Stellt man nun die Bremse wie von ALKO vorgegeben lediglich auf ein bestimmtes Lüftspiel ein, ist nicht sichergestellt, daß beim ersten Widerstand wenigstens eine Backe vollständig anliegt. Es kann auch je nach Ausrichtung der Backen mit Spreizschloß nur ein Ende sein, und es bedarf weiterer Zugkraft und Drehung, die Bremsbacken für volle Wirkung auszurichten. Das ist wie extra Spiel.
Das könnte zumindest das unterschiedliche Ansprechen erklären.
Nun ist auch der Lagerpunkt (Drehpunkt) der auflaufenden Backe selbst an der Nachstelleinheit vom Spiel abhängig, je mehr Spiel, desto höher muß die Backe in der Trommel. Möglicherweise ändert sich damit die Anpreßkraft und damit die Bremswirkung.
hg
Herbert

Moin,
noch ein weiterer Gedanke: Beim Bremsen in Vorwärtsfahrt drehen sich wie schon oben beschrieben die beiden Bremsbacken mit dem Spreizschloß durch die Reibung ein Stück mit der Bremstrommel. Der Drehpunkt ist annähernd die Achse. Der Einhängepunkt des Bremsseils wandert bei der Drehung mit, das führt zu einem Gegen-Zug am Bremsseil entgegen dem Zug durch die Auflaufeinrichtung. Die Anpreßkraft mindert sich.
Je mehr Spiel, desto mehr Drehung, desto mehr Minderung des Zugs der AE, und desto weniger Bremswirkung. Bei zwei Bremsen mit unterschiedlichem Ansprechen wird die Bremswirkung immer unsymmetrisch sein.
Die ALKO Serviceanleitung für die Radbremse schreibt nur eine gleichmäßige Einstellung des Lüftspiels vor, ohne Prüfen der Bremswirkung. Das ist in meinen Augen ungenügend. Die Bremswirkung muß auf Gleichmäßigkeit kontrolliert und eingestellt werden. Vollständig geht das nur auf einem Prüfstand. Die erforderliche Bremskraft von hier 400 daN pro Rad entspricht einem Moment von etwa 1300 Nm, d.h. mit Werkstattmitteln (Drehmomentmessung) kann ich etwa die ersten 10% der Bremswirkung prüfen und das Ansprechen einstellen.
hg
Herbert