Hallo,
einige Überlegungen zur erforderlichen Genauigkeit der Prüfungen bzw. Einstellungen mit mechanischen Meßmitteln:
a) Sturz
Sollwert beispielsweise -45' +/ 30' mit maximaler Differenz li/re 30'.
Sinnvollerweise verlangt man eine Meßgenauigkeit von wenigstens besser als 25% des Toleranzbereichs, d.h. < 7,5' oder 0,125°.
Bei trigonometrischer Ermittlung des Sturzwinkels aus den Abständen der Felge oben/unten gegen ein Lot muß damit eine Mindestgenauigkeit von 2,2 mm pro 1 m Schenkellänge erreicht werden. Bei einer 15'' Felge ist die Schenkellänge bzw. der maximal mögliche Abstand der Meßpunkte 15'' oder 380 mm, damit muß in dem Fall also genauer als 0,8 mm gemessen werden; Mit einer an die Felge angelegten Präzisionswasserwaage (Genauigkeit z.B. 0,03° bzw. 1,8') und Fühlblattlehren mit 0,05mm Abstufung zum Nivellieren geht das.
Bei Messung gegen ein Lot mit einem Meßinstrument kommen als Meßfehler die visuelle Ablesegenauigkeit (vor allem beim Zollstock), Verfälschungen durch Schräghalten, schräges Aufblicken, Kontakt zwischen Meßinstrument und Lot (z.B. beim Meßschieber) in Betracht. Die Genauigkeit der Einzelmessung dürfte zwischen 0,25mm und 0,5 mm liegen. Bei zwei notwendigen Meßpunkten pro Rad addieren sich die Fehler, und das Ganze wird grenzwertig.
Möchte man noch eine maximale Differenz des Sturzwerts an beiden Rädern von 30' sicherstellen; dann reicht die Meßgenauigkeit der Lotmethode mit Abstandsmessung wohl nicht mehr aus.
b) Spur
Sollwert beispielsweise 15' +/- 10'.
Sinnvollerweise verlangt man wieder eine Meßgenauigkeit besser als 25% des Toleranzbereichs, d.h. < 2,5' (oder 0,04°). Bei trigonometrischer Ermittlung des Spurwinkels aus dem Abstand z.B. der Felgenhörner hinten/vorne ergibt sich aus diesem Winkel eine erforderliche Genauigkeit von <0,7 mm pro 1 m Schenkellänge. An einer 15'' Felge heißt das 0,26 mm Meßgenauigkeit für die gesamte Messung, bzw. 0,18mm für die Einzelmessung hinten und vorne an der Felge (0,26 / SQRT(2));
Das wird bei Messung am Felgenhorn mittels eines Spurmaßes hinreichender Steifigkeit und angebrachter Mikrometerschraube (mit Rutschkupplung) zum Ablesen erreicht, wenn man die Ansatzpunkte für das Spurmaß präzise aussucht. Mit Maßband oder Zollstock geht das sicher nicht, die Toleranz ist kleiner als die Genauigkeit der Messung (mindestens 0,25mm sh. oben, zusätzlich Durchhängen etc.). Bei Verwendung der beschriebenen Schnurmethode kommen noch entsprechende Toleranzen aus der Ausmittelung dazu.
Die Messung am Reifenprofil würde auch noch voraussetzen, daß die bezogene Profilrille vollständig plan und eben umläuft, gratfrei ist, usw. Ähnliches gilt für Messungen an den Reifenflanken.
Behelfsweise könnte die Bestimmung des Spurwinkels mit zwei horizontal an die Felgenschüsseln gespannten, genügend langen Meßlatten erfolgen. Sicherzustellen wäre, daß sie keinen Verzug gegeneinander aufweisen, und die Enden bei der Messung frei gelagert sind (z.B auf einer Kugel). Unterschiede von 0,5 mm sollte bei zwei Messungen mit mindestens 1m Abstand entlang der Meßlatten je nach Meßmittel erkennbar sein.
mfg
Herbert
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