Zunächts erstmal ein Lob an die sehr aufschlußreichen Fachartikel über 10ct-Tuning und Powerboxen. Insbesondere deshalb, weil sie auch die größten Nachteile gängiger Methoden beschreiben: Sie bewirken nur eine statische Verfälschung der Sensorsignale. Die Drehzahl als wichtiges Kriterium bleibt unberücksichtigt.
Nun ein Schlüsselsatz, der mich dazu bewog, über intelligenteres Signalfake-Tuning bezüglich Spritzbeginn und Verbrauchsoptimierung nachzudenken:
'Um den Anteil an Stickoxiden im Abgas zu verringern, erfolgt der Spritzbeginn etwas später, als er zur Entwicklung der vollen Leistung notwendig wäre. Dadurch werden HC- und Partikelbildung erhöht. Der Kraftstoffverbrauch steigt durch den späteren Spritzbeginn um etwa 4%.'
(aus: 'VW 1,9l-TDI-Industriemotor')
Eine statische Verfälschung des NBF-Signals durch 10ct-Tuning (Widerstand + Kondensator parallel) hat zur Folge, daß die beabsichtigte Frühverlegung des Spritzbeginns nur bei einer bestimmten Drehzahl erfolgt. Bei geringeren Drehzahlen ist die Frühverlegung geringer, bei höheren Drehzahlen höher als beabsichtigt. In letzterem Fall können schädliche Spitzendrücke und Mehrverbrauch auftreten. Setzt man die beabsichtigte Frühverlegung auf die Abregeldrehzahl an, so ist die Maßnahme im unteren und mittleren Drehzahlbereich praktisch wirkungslos. Ein Dilemma.
Problem: Eine monostabile Kippschaltung verzögert die abfallende Flanke eines Impulses um einen festen Zeitbetrag. Das zeitbestimmende Element ist hierbei ein Kondensator, der bis zu einem bestimmten Betrag geladen wird.
Ein fester Zeitbetrag für die Verzögerung hat jedoch zur Folge, daß die drehwinkel-bezogene Frühverlegung mit steigender Drehzahl immer größer wird, da die NBF-Signalperiode zeitlich kürzer wird, während die Signalverzögerung zeitlich konstant bleibt
Anforderung: Die Signalverzögerung darf nicht mehr um einen festen Zeitbetrag, sondern um einen festen NBF-Signal-Periodendauerbetrag (=KW-Drehwinkelbetrag) erfolgen.
Lösung: Als Kondensator in der monostabilen Kippschaltung kommen Kapazitätsdioden zum Einsatz, die abhängig von der angelegten Gleichspannung ihre Kapazität verändern. (höhere Vorspannung->geringere Kapazität). Die Entkopplung zur Kippschaltung erfolgt über einen relativ großen Koppelkondensator.
Die proportional zur Drehzahl ansteigende Gleichspannung wird aus der Frequenz des NBF-Signals gewonnen, indem die Impulse auf eine konstante Ampitude und Länge geformt und anschließend integriert werden (Tiefpaß).
Möglich ist diese Steuerung der Kapazitätsdioden, weil die Frequenzbereiche der Steuerspannung und des NBF-Signals sehr weit auseinanderliegen. Die Höchstfrewuenz der Steuerspannung dürfte 1Hz nicht überschreiten (schnelle Gasstöße), während das NBF-Signal bei Leerlauf 7,5Hz Grundfrequenz aufweist, der wirksame Frequenzbereich (Impuls-Flankensteilheit!) dagegen ein Vielfaches.
Bei optimaler Abstimmung der Schaltung mit Hilfe eines 2-Kanal-Oszilloskops hat man eine zuverlässige periodendauer-abhängige Verzögerung des NBF-Signals.
Damit wird das Original-Kennfeld nicht verzerrt, sondern insgesamt auf ein höheres Spritzbeginn-Niveau gebracht. Die dynamische Spritzbeginnverstellung gemäß des Kennfeldes ist also weiterhinn voll wirksam. Gleichzeitig werden die üblichen Vorteile des Powerbox-Tunings beibehalten: billige Bauteilbeschaffung, einfacher Einbau, keine Manipulation der EDC.
Die Schaltung hat am Ausgang idealerweise einen Übertrager, dessen Sekundärwicklung ähnliche elektrische Eigenschaften aufweist wie die NBF-Spule. Hinzu kommt noch eine galvanische Trennung zur EDC, die nie schaden kann. Die fertige, vergossene Baugruppe wird an beliebiger Stelle in das NBF-Kabel eingeschleift und benötigt zusätzlich noch Zündungs-Plus und Masse.
Gruß